
Für Hayat und Mannesmann
Technische Expertise ist in der Projektlogistik Trumpf. Die türkische Borusan Logistik macht sich ihr F&E-Zentrum u.a. bei Stapellösungen oder Windadaptern zunutze.
Es ist eine alte Weisheit, dass das technische Know-how in der Projektlogistik entscheidend sein kann. Die eigene Ingenieur-, Forschungs- und Technikabteilung stellt deswegen meist das Vorzeigestück eines Unternehmens dar – nicht nur in der Schwergutlogistik. Verfügt man jedoch im Rahmen der Holding seiner Unternehmensgruppe über ein eigens dafür bestelltes Zentrum, hat man strukturelle Vorteile.
So geht es Borusan Logistik, 1973 mit Hauptquartier in der Türkei begründet. Seine F&E-Abteilung wurde vom türkischen Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie als F&E Zentrum zertifiziert. 51 Mitarbeiter forschen hier zu Themen der Innovation und Digitalisierung. Borusan Logistik unterstützt die Dienstleistungen dieses Zentrums mit modernsten Technologien.
Projektlösungen von Ungarn bis in die USA
Mit diesem technischen Rückhalt lassen sich besondere Projekte im Schwergütertransport meistern. Ein jüngstes Beispiel erfolgte im Rahmen des Hayat-Chemieprojekts So wurden 153 t Fracht auf eine Entfernung von 30 km im Landtransport binnen acht Stunden transportiert. Im Hafen Mersin war die Ladung umgeschlagen worden. Nach Inspektion der Strecke wurden die Transport- genehmigungen eingeholt und der Druckbehälter Yankee Dryer nach Tarsus verbracht, in einem einzigen Stück abgeladen und in 2,5 m Höhe abgesetzt. Ebenfalls international verlief der Materialtransport von Ungarn aus für den Ilısu Staudamm in Mardin in die Türkei. Hier wogen die mobilen Teile (Rotoren) je 95 t und die immobilen Teile (Statoren) je 42,5 t.
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt in Houston, Texas, das Borusan für Mannesmann durchgeführt hat. Hier wurden für den Transport riesiger Leitungsrohre acht Spezialschiffe mit einem Eigengewicht von je 40-50 000 t eingesetzt. Da die Rohre im Durchschnitt 24,5 m lang waren, wurden Spezialschiffe mit grösseren Ladeluken und Laderäumen benötigt. Die Rohre wurden im Hafen von Borusan mit speziellen Befestigungen und Sicherheitsvorkehrungen in die Laderäume der Schiffe verladen – und zwar horizontal übereinander gestapelt. Diese Stapelmethode wurde speziell für dieses Projekt entwickelt und war weltweit eine Premiere.
Die Bilanz Anfang April konnte sich nach acht Monaten Projektzeit wahrlich sehen lassen: 20 000 Rohre mit einem Gesamtgewicht von 100 000 t waren per Schiff vom Hafen Gemlik bis zum Hafen Houston transportiert – und anschliessend in die Lager von drei verschiedenen Endkunden verteilt worden.
Zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist das Gaziantep Kartaldagı Projekt, in das Borusan En BW Energie investiert und das Vestas übernommen hat. Bei dem Projekt wurden 62 m lange Flügel vom Typ Vestas V126 von Menemen/Izmir nach Kartaldagı/Gaziantep zum ersten Mal über eine Strecke von 1400 km transportiert. Die erste Partie mit insgesamt 14 Flügel-Sets (42 Stück) ist bereits am Zielort angekommen.
Eigene Windflügeladapter
Das Netzwerk von Borusan in Europa in der Projektlogistik beinhaltet 98 Büros für den Landtransport, 21 Transferzentren und gesamt 400 000 m² Zolllager- und Zollfreilagerfläche in der Türkei. Pro Jahr werden 330 Fluss- und Hochseeschiffe für Auslandsseetransporte an Kunden verchartert. In der Projektlogistik wurde im Energiesektor in Windflügeladapter investiert, die in der Türkei ein wichtiges System in der Windenergielogistik darstellen. Mithilfe dieses Systems kann auf steilen Anstiegen und kurvenreichen Bergstrassen ohne Zeitverlust die Position der Flügel eingestellt werden. Das jährliche Transportvolumen beträgt circa 2,5 Mio. t Stahl und Eisen, allgemeine Ladung und Projektfracht.