
Im eigenen Element
Er hat es kaum ein Jahr lang ausgehalten. Eine Firma zu gründen, über 33 Jahre aufzubauen und über weite Strecken zu führen, ist für viele Akteure im Marktgeschehen ein Lebenswerk. Für Lars Rolner, der SAL Heavy Lift mit geprägt hat, begann kürzlich eine neue Etappe mit der Gründung von United Heavylift, allerdings nicht im luftleeren Raum, wie er Christian Doepgen im Interview mitteilte.
Herr Rolner, Sie haben mit SAL über einen Zeitraum von 33 Jahren viel erreicht. Reicht Ihnen das nicht aus?
Ich muss gestehen, dass ich mich mit 54 Lebensjahren etwas zu jung fühlte, um mich zur Ruhe zu setzen. Zudem sind die Entwicklungen im Markt spannend.
Was hat Sie zum Wiedereinstieg in die Branche veranlasst?
Im Januar 2015 wurde ich von zwei Reedereien unabhängig voneinander angesprochen, ob ich in der Vermarktung für sie tätig werden wollte. Es handelte sich einerseits um Arkon Shipping & Projects und andererseits um Heino Winter. Die Aufgabe hat mich gereizt.
Wo stehen Sie mit Ihrer Neugründung?
Für die unterschiedlichen Aufgaben benötigen wir die richtige Struktur. Wir sind z. Zt. noch im Aufbau, aber seit dem 1. April 2015 ist United Heavylift offiziell operativ tätig.
Wie stellen Sie das Unternehmen auf?
Neben dem Hauptsitz in Hamburg haben wir ein Büro in Seoul, Südkorea, gegründet, dem in Kürze ein weiteres in Schanghai folgen wird. In Singapur und Dubai sind wir z. Zt. durch Agenten vertreten.
Wie setzt sich das Team zusammen?
Zur Zeit sind 32 Mitarbeiter für uns tätig. Eine besonders enge Zusammenarbeit besteht mit Arkon, von denen vier Mitarbeiter die Büros mit uns teilen. Im Prinzip sind zum jetzigen Zeitpunkt 16 Personen in der Vermarktung tätig.
Den Widerpart des Scharniers bilden dann die technischen Mitarbeiter?
Hier kommen die Kollegen zum Einsatz, die zu Heavylift@Sea gehören. Diese Einheit haben wir über die letzten zweieinhalb Jahre aufgebaut. Es handelt sich um Ingenieure aus unterschiedlichen Bereichen, u.a. Schiffsbau, die auf anspruchsvolle Ladung spezialisiert sind.
Und welche Kapazitäten kann United Heavylift vermarkten?
Zur Zeit sind es acht Schiffe, die wir befrachten. Im Sommer steigt die Zahl dann auf 18 Einheiten. Es handelt sich durchweg um Kapazitäten, die im Markt bereits vorhanden sind.
Das Öl- und Gas-Industrie liegt Ihnen besonders nahe. Wie wirkt sich der aktuell niedrige Ölpreis auf Ihr Geschäft aus?
Die Reaktion aus dem Markt ist unmittelbar erfolgt. Ich vermute, dass wir mit der gegebenen Situation noch bis Ende 2016 werden zurechtkommen müssen. Längerfristige Projekte sind aber auch heute nicht ausgeschlossen.
An welche Region denken Sie dabei?
Hier steht der afrikanische Kontinent meines Erachtens erst am Anfang und ich sehe hier zukünftig grosse Chancen. Wir laufen Afrika an.
Wie beurteilen Sie die Chancen aus der geografischen Perspektive?
Wir folgen den Ladungsströmen. Gerade haben wir zwei Verschiffungen an die US-Westküste vorgenommen und leiten die Schiffe der besseren Auslastung halber über Fernost weiter. Europa wird angesichts gesunkener Kosten und grosser Ladungsvolumina wieder attraktiver.
Welcher Markt hat viel Potenzial?
Der Iran – wenn die Sanktionen fallen.
Welche Projekte verfolgen Sie aktuell?
Bislang haben wir Verträge für zehn Ladungen abgeschlossen. Das grösste Modul, das wir bewegt haben, betrug 420 t.
Treten Sie zu Ihrer ehemaligen Firma in Konkurrenz?
Wir bewegen uns mit Verladungen bis zu 1000 t in einem anderen Segment als z.B. SAL, HHL oder Jumbo.
Warum liegt Ihr Hauptquartier in der Hamburger Hafencity?
Sie wissen, dass ich ein Fan der Hafen-city bin. Wir blicken von unseren Büros aus direkt auf den Süd-West Terminal. Hier sind wir in unserem Element.