Heavylift / Breakbulk

  • S. Murdoch, S. Liberti, M. und W.Karau im Mai 2013 in Antwerpen (v.l.n.r.).

25.02.2014 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 5166

Knowhow statt Grösse

In der Projekt- und Schwergutlogistik ticken die Uhren anders als im übrigen Transportbereich. Über die drei Netzwerke WWPC, CEE und Priority Cargo Network sprach Wolfgang Karau, Direktor Quality Cargo Networks (QCN), mit Christian Doepgen.


Herr Karau, über die QCN orchestrieren und begleiten Sie drei Netzwerke. Können Sie die jeweilige Ausrichtung dieser Zusammenschlüsse schildern?

WWPC (Worldwide Project Consortium) besteht aus Spediteuren der Projektlogistik, die ohne Assets arbeiten. CEE (Cargo Equipment Experts) ist auf asset-basierte Anbieter und Händler für Schwergut-Ausstattung auslegt. Priority Cargo Network setzt sich aus Spediteuren zusammen, die Generalisten sind. Die Netzwerke bestehen alle aus unabhängigen Unternehmen und setzen bei der Auswahl der Mitglieder auf Qualität. WWPC ist z.B. als einziges Speditions-Netzwerk Mitglied in der Baltic Exchange.

 

Welche Philosophie steht hinter dem Netzwerk WWPC?

Uns interessiert nicht Grösse oder Abdeckung von Ländern um jeden Preis. Unsere Mitglieder z.B. beim WWPC vertreten ihr Herkunftsland jeweils exklusiv, so dass wir unter den wenigen Experten für Projektgeschäft eines Landes sorgsam wählen. Wir sind aber stolz darauf, dass fast 80% der Mitgliedsunternehmen seit der Gründung 1999/2000 dabei sind.

 

Welche Geschäftsbereiche interessieren Sie im Besonderen?

Unsere Mitglieder beteiligen sich an den Ausschreibungen für Gross-Projekte mit Laufzeiten von über einem Jahr und mit Fracht in der Grössenordnung von oftmals vielen Tausend Kubikmeter. Dank unseres Rufs erhalten wir durch Mund-zu-Mund-Propaganda aus Industrie und Handel zahlreiche Anfragen unmittelbar, die wir sofort an die Mitglieder zur Bearbeitung von Offerten weiterreichen.

 

Welchen Vorteil hat ein Verlader, der sich z.B. an WWPC wendet?

Der Kunde greift auf einen Pool von internationalen Experten zurück, die Projekte im globalen Massstab bewältigen können. Er hat die Gewissheit, dass seine hochwertige, komplexe Fracht zum gewünschten Zeitpunkt am Zielort eintrifft. Letzteres klingt banal, ist aber z.B. bei gewaltigen Bauprojekten mit internationalen Lieferanten unter heutigen just-in-time-Bedingungen keineswegs selbstverständlich.

 

Können die grossen Konzerne als Full-Service-Anbieter nicht mehr leisten als z.B. die Mitglieder eines Netzwerks?

Viele Verlader ziehen, u.a. aus versicherungstechnischen Gründen, die grossen Speditionen zu Ausschreibungen mit heran. Es kann dann durchaus vorkommen, dass der Spediteur ruinöse Verträge unterzeichnet, in denen Konventionalstrafen oder finanzielle Vor- und Auslagen akzeptiert werden, woraus eine konkrete Gefährdung des Transportgutes resultieren kann. Es hält der Trend an, dass die grossen Speditionen zunehmend unsere Mitglieder als Subunternehmer beauftragen.

 

Wie kam es 1999 zur Gründung von WWPC?

Die Aufgabe ist mir sozusagen in den Schoss gefallen. Viele der heutigen Mitgliedsfirmen suchten damals den Zusammenschluss, den wir dann bis zum Jahr 2000 in die feste Form einer Non-profit-Organisation giessen konnten. Seit 2007 sind Stuart Murdoch und ich als Direktoren-Duo im Amt. Mein persönlicher Weg führte über elf Jahre auf See vom Decksjungen zum Kapitänspatent, die enge Zusammenarbeit mit einem Schiffsmakler in London bis zur Gründung zweier Speditionen in Finnland, von denen Procargo WWPC-Mitglied ist.

 

CEE (Cargo Equipment Experts), 2009 gegründet, bildet als Netzwerk die Seite der Zulieferer ab. In welchen Bereichen ist man besonders stark?

Viele Mitglieder sind im Energie- und Bausektor tätig, u.a. im Bereich Windparks, Offshore-Projekte und Kraftwerke. Wir haben bei der Auswahl Wert darauf gelegt, dass die Mitglieder in ihren Branchen Vorreiter sind.

 

Im Priority Cargo Network wollen Spediteure im internationalem Geschäft punkten. Sehen Sie Zuwachs über die derzeit 18 Destinationen hinaus?

Entscheidend bleibt die Auswahl geeigneter, seriöser Unternehmen als Mitglieder. Angesichts einer grossen Zahl von Netzwerken im Markt verzeichnen wir bislang einen langsamen Aufwuchs, glauben aber an die Zukunft.

 

Wie sieht nun die Auswahl der Mitglieder aus?

Für die WWPC trifft ein vierköpfiges Beratungsgremium, welches von den Mitglieder gewählt wird, gemeinsam mit den Direktoren die Auswahl. Bei CEE benötigt das Management des Netzwerks für Neuaufnahmen die Zustimmung der jeweiligen Mitglieder in der Region.

 

Welche Vorteile bieten sich den Mitgliedern?

Die Netzwerke bilden eine Vermarktungsplattform vieler Partner, was die Auftragsakquisition erleichtert. Die Mitglieder des WWPC und CEE profitieren weiterhin von zahlreichen Marketingaktivitäten, nebst Mailings z.B. der Organisation von Messe-Präsenzen oder unserer periodisch erscheinenden «Heavy Cargo News».

 

Die Wirtschaftskrise bremst das Geschäft auch in der Projektlogistik. Ihre Prognose für 2014?

Auch ich verfüge über keine Kristallkugel, aber in der Schifffahrt sind wir an Zyklen von zehn guten Jahren im Wechsel mit zehn schlechten gewöhnt. Bei dieser Entwicklung könnte es bleiben.

 

 

www.wwpc.eu.com

 

www.cargoequipmentexperts.com

 

www.prioritycargonetwork.com

 

www.qualitycargonetworks.com

 

 

 

 

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