Heavylift / Breakbulk

  • Zwei Reaktoren an Bord der «HHL Fremantle».

05.11.2014 Von: Antje Veregge


Artikel Nummer: 8064

Den Platz gefunden

Nach drei Jahren ist die Schonfrist vorbei. Als Hansa Heavy Lift 2011 in den Markt eintrat, war die Skepsis gross, ob der Schwergutspezialist seine Nische finden und vor allem behaupten kann. Mittlerweile hat sich das Unternehmen jedoch zu einem der vier grössten Anbieter für die Verschiffung von extra schwerer Ladung etabliert. CEO Roger Iliffe und CCO Joerg Roehl erklären, warum.


Drei Jahre sind vergangen, seit Hansa Heavy Lift (HHL) zwölf der 72 ehemaligen Beluga-Schiffe übernommen hat und als Start-up in eine generell traditionell ausgerichtete Branche eingestiegen ist. Die Umstände waren dabei alles andere als einfach. «Wir sind natürlich in einem schwierigen Markt gestartet, das war von Anfang an klar», blickt Roger Iliffe, CEO von HHL, zurück. «Umso mehr freuen wir uns darüber, dass wir bereits jetzt ein positives Resümee der ersten Jahre ziehen können. Wir haben unseren Geschäftsplan nicht nur umgesetzt, sondern unsere eigenen Erwartungen übertroffen.»

 

Spezialisten vor Ort

Die Entscheidung, verstärkt auf regionale Strukturen zu setzen, dürfte in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. So hat Steven Neuendorff als Head of Americas gerade die Leitung der Niederlassung in Houston übernommen. Der Schwergutspezialist bringt mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Branche mit und wird den Standort, der Nord- und Südamerika abdeckt, weiter ausbauen. Eine Niederlassung in Singapur ist für den Raum Asien–Pazifik zuständig, während sich der Hauptsitz in Hamburg um Europa, den Mittleren Osten und Afrika kümmert. Jedes dieser drei Büros verfügt über eine eigene Struktur, zum Beispiel in Hinblick auf die Bereiche Chartering und Sales, aber auch auf operativer Seite, beim Ladungsmanagement und dem Engineering. «Das Besondere an dieser Aufstellung ist, dass wir den Aufbau aller Funktionen, die wir im Unternehmen haben, auch in die Niederlassungen in den einzelnen Regionen übertragen haben». erklärt Joerg Roehl, CCO von HHL. Darüber hinaus hat das Unternehmen in diesem Jahr Büros in São Paulo und Perth eröffnet, Shanghai und Monaco werden in Kürze folgen. Diese Standorte sind allerdings nicht jeweils mit allen Funktionen ausgestattet, sondern greifen in operationeller Hinsicht auf eines der drei regionalen Büros zurück.

 

Fokus auf das Kerngeschäft

Die Gründe für die lokale Präsenz liegen auf der Hand: «So sind wir näher in den Zeitzonen und vor allem dichter am Kunden. Wir können daher schnell reagieren. Und was mindestens genauso wichtig ist: Wir sprechen dieselbe Sprache», so Roehl. Ein regelmässiger Austausch zwischen den Standorten hat für HHL generell einen hohen Stellenwert: «Es geht darum, als funktionsübergreifendes Team zusammenzuarbeiten», erläutert Iliffe weiter. «Dabei geben wir uns täglich gegenseitige Updates per Video-Konferenz. Im Hauptquartier in Hamburg sitzt zudem auch jeweils ein Vertreter der Regionen.»

 

Das alleine reicht jedoch nicht. Der Schwerpunkt von HHL liegt vor allem auf der Verschiffung von Schwergut und extra schwerer Ladung sowie auf dem Projektgeschäft. In diesem Zusammenhang legen Kunden immer mehr Wert darauf, dass sie mit einem Partner zusammenarbeiten, der einen soliden «safety record» vorweisen kann und dessen Schiffe den steigenden Anforderungen entsprechen. «Um zu den führenden Anbietern in diesem Bereich zu gehören ist es neben der notwendigen Qualifikation zum Beispiel auch wichtig, die relevanten ISO-Richtlinien zu erfüllen», erläutert Roehl. «Gerade im Bereich Öl und Gas ist die Einhaltung von Sicherheitsstandards natürlich oberstes Gebot.»

 

Seinen Platz unter den vier grössten Reedereien für den Transport von extra schwerer Ladung hat sich das Unternehmen mittlerweile gesichert. Dass das selbst in einer der grössten Schifffahrtskrisen aller Zeiten gelungen ist, freut nicht nur die Investoren von Oaktree Capital, sondern motiviert das gesamte Team.

 

Gesunder Pragmatismus

Doch bei allem Erfolg – die derzeitige Marktlage ist nach wie vor alles andere als rosig, wenngleich das aktuelle Geschäftsjahr bereits besser verläuft als das vergangene. Für 2015 erwartet das Unternehmen, dass sich die Bedingungen weiter entspannen. Die Überkapazität von Tonnage wird die Marktteilnehmer jedoch voraussichtlich noch etwas länger beschäftigen und das Schlagwort Konsolidierung bleibt daher nach wie vor ein Thema. Bei HHL geht man das allerdings pragmatisch an, wie Roehl verrät: «Natürlich ist es in jedermanns Interesse, das beste Unternehmen mit den grössten Möglichkeiten zu positionieren. Wir verfolgen derzeit zwar keine konkreten Pläne. Aber natürlich spricht man im Markt miteinander und lotet aus, was möglich ist. Grundsätzlich macht Konsolidierung aber ja nur dann Sinn, wenn zwei gleichwertige Partner auf Augenhöhe zusammen kommen und ihre verschiedenen Stärken vereinbaren können.»  

 

 

Hintergrund HHL

Die Flotte der Schwergutschiffe von Hansa Heavy Lift umfasst insgesamt 22 Einheiten. Bei einem Durchschnittsalter von vier Jahren weisen die Schiffe aus den F-, P1- und P2-Serien eine Tragfähigkeit von 10 000 t bis 20 000 t auf. Die bordeigenen Krane sind im Tandembetrieb auf bis zu 1400 t ausgelegt.

 

 

 

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