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Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 29686

15th Air Cargo Americas - Business as usual?

Vergleicht man die beiden letzten Ausgaben der Air Cargo Americas, scheinen sie ein Spiegelbild der derzeitigen Branchenlage zu sein. Doch was nehmen wir ausser den nackten Zahlen auf dem Heimweg mit? Und kommt vielleicht das Beste erst nach dem Schluss?


 

Die Hoffnung auf das Hoch zum Jahresende war greifbar in den beiden Hallen des Miami Airport Convention Centers, die sich vom 29. bis 31. Oktober das morgendliche Konferenzprogramm und die nachmittägliche Messe untereinander aufteilten. Denn dass sich die Luftfracht auf einem dauerhaft absteigenden Ast befindet, wollten die allerwenigsten unserer Gesprächspartner behaupten. Vielmehr sehen sie die Branche inmitten eines konjunkturellen Abschwungs, dem auch wieder eine Gegenbewegung folgen wird – nur wann?

 

Zieht man noch die neuesten, von der Iata Anfang November veröffentlichten Septemberzahlen heran, hat die Luftfrachtleistung ihrer nordamerikanischen Mitglieder um 4,2%, die ihrer lateinamerikanischen nur um 0,2% gegenüber dem Vorjahresmonat nachgelassen – was angesichts der weltweiten Entwicklung (–4,5%) schon als Erfolg gewertet wird. Kumuliert (global –3,5%) schneiden beide Fokusregionen der Veranstaltung in der «nördlichsten Metropole Lateinamerikas» sogar noch besser ab – bzw. etwas weniger schlecht: Nordamerika liegt um 1,2% unter dem – man muss immer wieder daran erinnern – besonders guten Vorjahreswert, Lateinamerika sogar um 0,9% darüber.

 

 

Vielfältige Attraktivität

Ähnlich zweischneidig lesen sich auch die vom Veranstalter der Air Cargo Americas, dem World Trade Center Miami, gemeldeten Aussteller- und Besucherzahlen: Dem Rückgang der Aussteller von 124 vor zwei Jahren auf 110 stehen mit 4571 Besuchern aus 72 Ländern über 400 mehr als 2017 gegenüber. Was macht die Veranstaltung nun aber so attraktiv?

 

Die von bewährten Fachleuten wie Jimmy Nares und Emir Pineda vom Flughafen Miami oder Lionel van der Walt (Paycargo, grosses Bild ganz links) moderierten Podiumsdiskussionen brachten die Dinge, die Amerikas Luftfrachtbranche bewegen, meist souverän auf den Punkt. Interessant war etwa zu erfahren, wie das ursprünglich im E-Commerce angebotene Vorverzollungsprogramm für die brasilianische Post (vgl. ITJ 09-10/2019, Special S. 5) auf andere Bereiche ausgreift und den Handelsfluss insgesamt schneller, günstiger und einfacher macht. Die ursprünglich auf den E-Commerce in Lateinamerika fokussierte Debatte uferte allerdings ein bisschen auf die allgemeine Lage des Bereichs aus, und man hätte sich vielleicht etwas mehr weibliche Beteiligung auf dem Podium gewünscht.

 

 

Geschäftigkeit am Flughafen

Von einer solchen Unterrepräsentation war in der benachbarten Halle wiederum wenig zu spüren, wo mehr als ein Stand die Stimmung des brasilianischen oder karibischen Karnevals wiedergeben wollte. Doch die Messe bot auch Gelegenheit zum Austausch mit Vertretern von Akteuren, die zwar international operieren, nicht aber – noch nicht? – ausserhalb des amerikanischen Doppelkontinentes, wie Stratair aus Florida oder Aercaribe. Die wie letztere in Kolumbien beheimatete Avianca, die Ambitionen auf eine Expansion in Europa hegt, stellte ihre neue Dallas-Route (vgl. ITJ 39-40/2019, S. 19) in den Vordergrund ihrer Messepräsenz.

 

In der Woche nach der Messe meldete der Flughafen Miami schliesslich ein Highlight (vgl. ITJ Daily, 08/11): Der US-Flughafen mit dem höchsten internationalen Fracht­volumen (1,95 Mio. t) steht nun nach mehr als einem Vierteljahrhundert wieder im Flugplan von Lufthansa Cargo.

 

Fraglich ist, ob die Veranstaltung ihre Legitimation und ihr Standing halten kann, wenn ab nächsten November die Tiaca in jedem geraden Jahr ihr Air Cargo Forum in Miami Beach veranstaltet, das sie zudem noch zu einer multimodalen Messe ausbauen will. Es ist denkbar, dass sich die Air Cargo Americas ab 2021 auf ihren regionalen Charakter konzentrieren und damit weniger interessant für Aussteller und Besucher aus Übersee wird. Aber auch hier gilt das anfangs Gesagte: Wir werden sehen – vielleicht auch wieder persönlich.