
Deutsch-französischer Elektromotor
Gemeinsame Initiative für einen koordinierten Hochlauf der Elektromobilität im Güterverkehr. Der auf Basis des Aachener Vertrags (2019) als unabhängiges Beratungsgremium eingerichtete Deutsch-Französische Rat der Wirtschaftsexperten (FGCEE) und Frankreichs Conseil d’analyse économique (CAE) sprechen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme dafür aus, BE-Lkw als zentralen Hebel zur Dekarbonisierung des europäischen Strassengüterverkehrs zu priorisieren.
Die Dekarbonisierung des Güterverkehrs gilt als entscheidender Faktor für das Erreichen der EU-Klimaziele. Rund ein Drittel der verkehrsbedingten Emissionen in der EU entfallen auf den Güterverkehr, der bisher fast ausschliesslich mit dieselbetriebenen Fahrzeugen abgewickelt wird. Gleichzeitig zeigen Prognosen, dass die Emissionen in diesem Bereich weiter steigen könnten, wenn keine wirksamen Gegenmassnahmen erfolgen.
Technologische Fokussierung
Vor diesem Hintergrund plädieren CAE und FGCEE für eine koordinierte deutsch-französische Strategie. Durch eine stärkere Angleichung könnten Infrastrukturprojekte grenzüberschreitend effizienter umgesetzt und gemeinsame Standards schneller etabliert werden.
«Wenn sich die beiden grössten Volkswirtschaften Europas auf eine gemeinsame Ausrichtung bei der Elektrifizierung des Güterverkehrs verständigen, sendet das ein starkes Signal für die gesamte EU», erklärt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft und Co-Vorsitzende des FGCEE.
In ihrer Empfehlung betonen die Experten, dass batterie-elektrische Lkw (BE-Lkw) im Vergleich zu alternativen Antriebsarten wie Wasserstoff- oder Oberleitungs-Lkw derzeit die marktreifste und ökonomisch sinnvollste Option darstellen. Sie gelten als kurz- und mittelfristig effizienteste Lösung zur Emissionsreduktion, da die Technologie bereits verfügbar ist, die Batterieleistung rasch zunimmt und die Kosten weiter sinken.
Förderung mit Augenmass
Andere Antriebstechnologien wie Brennstoffzellen- oder auch Oberleitungssysteme sollten zwar weiterentwickelt und getestet werden, doch raten die Experten angesichts noch ungelöster technischer und wirtschaftlicher Herausforderungen davon ab, aktuell in parallele Infrastrukturen zu investieren.
Öffentliche Mittel sollten sich stattdessen auf den flächendeckenden Aufbau eines Schnellladenetzes für BE-Lkw konzentrieren – sowohl entlang der Fernverkehrsachsen als auch in den Logistikzentren und in den Depotbereichen.
Laut Stellungnahme sollten staatliche Fördermittel gezielt zur Überwindung von Markteintrittshürden und zur Unterstützung des Hochlaufs verwendet werden – etwa bei der Finanzierung von Ladeinfrastruktur oder bei Forschungsinitiativen im Bereich Batterietechnologie. Diese Förderung solle jedoch klar zeitlich begrenzt sein und sich auf die Phase der Marktentwicklung beschränken.
Auch auf europäischer Ebene sehen die Gremien Anpassungsbedarf. Die aktuelle Afir-Verordnung der EU sieht den gleichzeitigen Aufbau von Lade- und Wasserstoff-Infrastruktur bis 2030 vor. Angesichts der technologischen Unsicherheiten rund um Wasserstoff-Lkw wird empfohlen, bei der Umsetzung mehr Flexibilität zuzulassen und die Relevanz einzelner Technologien regelmässig zu evaluieren.
Schiene bleibt ergänzend
Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene bleibt aus Sicht der Verfasser grundsätzlich wünschenswert, sei jedoch angesichts des fragmentierten Netzes in Europa und der typischen Transportentfernungen (oft unter 200 km) nur begrenzt realisierbar.
Der Schienenverkehr könne insbesondere bei langen, schweren Verkehren mit heterogenen Gütern seine Stärken ausspielen. Eine bessere Koordination auf europäischer Ebene – etwa durch einheitliche ERTMS-Korridore – könne die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs dennoch verbessern.
Die gemeinsame Empfehlung der französischen und deutschen Expertengremien versteht sich als Impuls für eine europaweit abgestimmte Verkehrswende im Gütertransport. Sie fordert ein strategisches Vorgehen mit Fokus auf verfügbare Technologien, wirtschaftliche Umsetzbarkeit und auf die infrastrukturelle Kompatibilität – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Bedeutung der grenzüberschreitenden Logistikbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich.