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  • Aufbruch in eine neue Ära: Terminal 1 und Tower von BDIA.

Von: Armin F. Schwolgin


Artikel Nummer: 29304

Neues Raumgefühl

Nach dem zu den Olympischen Spielen 2008 erbauten «Vogelnest» als Stadion setzt Peking mit seinem neuen Flughafen in Form eines Seesterns weitere architektonische Akzente. Armin F. Schwolgin war bei der Einweihung des Grossflughafens Daxing dabei.


Passend zum 70-jährigen Staatsjubiläum der Volksrepublik China wurde am 25. September der neue Flughafen Beijing Daxing International Airport (BDIA) eingeweiht. BDIA (Iata: PKX) liegt an der südlichen Grenze vom Pekinger Distrikt Daxing und Langfang City in der angrenzenden Provinz Hebei. Der Grossraum Peking/Tianjin/Hebei hat nunmehr zwei internationale Mega-Hubs: den bisherigen Beijing Capital International Airport, BCIA (PEK), im Nordosten der Stadt und den neuen in Daxing.

 

BCIA operierte 2018 mit 101 Mio. Passagieren deutlich jenseits der geplanten Kapazität von 85 Mio. Die Zahl der Reisenden soll durch die Entlastung im kommenden Jahr auf gut 76 Mio. zurückgehen, bevor 2025 wieder mit 82 Mio. gerechnet wird. Für den neuen Flughafen werden 2020 bereits 28,6 Mio. Fluggäste erwartet, im darauffolgenden Jahr wird die erste Ausbaustufe mit 45 Mio. erreicht. 2025 sollen es dann 72 Mio. sein. Die Endkapazität wird für 2040 bei 100 Mio. Passagieren liegen.

 

 

Riesiger «Seestern» im Binnenland

Der Flughafen in Daxing liegt wie ein riesiger Seestern in der Landschaft. Bei der ersten Anfahrt über die Autobahn sieht man, dass sich die Chinesen grosse Mühe gegeben haben, auch im Umfeld landschaftsgestalterische Akzente zu setzen. Der Flughafenkomplex, dessen Bauarbeiten 2014 begannen, wurde von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid konzipiert. Das Innere des Terminals wird zu einem grossen Teil durch den Einfall des natürlichen Sonnenlichts gespeist.

 

Vom Tiananmen-Platz in der Stadtmitte von Peking bis nach Daxing sind es 46 km, der bisherige Flughafen BCIA ist 67 km von seinem Zwillingsflughafen entfernt. Die Distanz zum Flughafen der Hafenstadt Tianjin beträgt 85 km. Die Entfernung zu der neuen Wirtschaftszone Xiongan beträgt nur 74 km.

 

Beide Pekinger Zwillingsflughäfen werden sich auf die internationale Zivilluftfahrt konzentrieren. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, verfügt BIDA über vier Landebahnen. Die Pisten haben eine Länge von 3400 bis 3800 m und eine Breite von 45 bis 60 m. Während Air China und die ausländischen Mitglieder der Star Alliance, darunter die Lufthansa, weiter am BCIA ihren Hub haben, sind die beiden anderen staatlichen Airlines China Southern und China Eastern zusammen mit Mitgliedern der Skyteam Alliance nach Daxing umgezogen.

 

 

Drehkreuz für die Luftfracht

Nach Angaben der chinesischen Zivilluftfahrtbehörde soll sich der Flughafen in Tianjin stärker auf inländische Passagierflüge konzentrieren und v.a. zu einem Drehkreuz für die internationale Luftfracht werden. Dabei werden dort wohl überwiegend Vollfrachter ihre Heimatbasis haben. China Southern, die von Guangzhou aus operiert, konnte bereits im Mai ihren Frachtterminal am BDIA fertigstellen. Dies war wegen mangelnder Expansionsmöglichkeiten am alten BCIA nicht mehr möglich. BDIA soll China Southerns nördliche Frachtdrehscheibe werden. Das Unternehmen rechnet hier mit jährlich 450 000 t Inlandsfracht und 200 000 t internationaler Fracht.

 

Daxing ist nicht nur auf der Strasse gut zu erreichen, sondern auch auf der Schiene. Der Bahnhof befindet sich im zweiten Untergeschoss des Terminals. Verbindung zum Hochgeschwindigkeitsnetz besteht über die Trasse Beijing–Kowloon. Dazu wurde ein neuer Gleisabschnitt mit einer Länge von rund 34 km gebaut. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug dauert die Fahrt vom Bahnhof Beijing-West nur 20 Minuten. Um das Flughafen-Cluster wirklich zu einem solchen werden zu lassen, wird an einer Bahnverbindung mit dem BCIA gearbeitet. Zudem ist der BDIA mit dem Stadtzentrum durch eine fahrerlose U-Bahn verbunden, die 160 km/h erreicht – echtes Neuland, zumal eine Rechtsgrundlage für den führerlosen Betrieb bisher noch nicht existiert.