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  • Svilen und Konstantin Rangelov.

Von: Frank Stier


Artikel Nummer: 38102

Schwan in Lauerstellung

Bereits 2022 könnten in Europa bis zu 350 kg schwere Gütersendungen binnen Tagesfrist von einem Ort zu einem 2500 km entfernten geflogen werden – und das bis zu 80% günstiger als die heute in der Luftfracht übliche Kosten. Das hofft zumindest Svilen Rangelov. Den Geschäftsführer des in London registrierten und in Sofia ansässigen Start-Ups Dronamics Global traf ITJ-Korrespondent Frank Stier.


 

 

Zusammen mit seinem Bruder Konstantin, einem in den Niederlanden ausgebildeten Luftfahrtingenieur, entwickelt Svilen Rangelov seit sieben Jahren die Cargo-Drohne Black Swan. Sie unterscheidet sich von herkömmlichen Drohnen nicht nur durch die beträchtlich grössere Ladekapazität und Reichweite, sondern auch konzeptionell und in der Form. Der Schwarze Schwan hat die Gestalt eines miniaturmässigen Propellerflugzeugs und wird angetrieben durch den Ottokraftstoff E10. Er startet und landet nicht senkrecht, sondern benötigt dafür eine 400 m kurze Piste.

 

 

Partnerschaften mit Flughäfen,...

Die ursprüngliche Zwei-Mann-Unternehmung ist mittlerweile auf eine Belegschaft von gut zwei Dutzend Mitarbeitern angewachsen. Parallel zur Entwicklungsarbeit an der Drohne hat Dronamics in den letzten Jahren ein europäisches Netz aus potenziellen Landestellen, sogenannten «Droneports», geknüpft. Zuletzt hat im Juni der Flughafen Friedrichshafen (FDH) eine Absichtserklärung zur Kooperation unterzeichnet. Läuft alles nach Plan könnten in der DACH-Region ansässige Industrieunternehmen bereits ab 2023 ihre Produkte mit dem Schwarzen Schwan verschicken und dringend benötigte Ersatzteile innerhalb von 24 Stunden erhalten.

 

Die Antragsprozedur für die Betriebsgenehmigung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) läuft, und so ist der Dronamics-CEO zuversichtlich, im kommenden Jahr die ersten kommerziellen Flüge aufnehmen zu können. Mit den vier Landestellen FDH, Paderborn (PAD), Rostock (RLG) und Weeze (NRN) werden seinen Angaben zufolge allein in Deutschland 14 Mio. potenzielle Kunden einen Droneport in einer Stunde Fahrzeit erreichen können.

 

 

...Spediteuren und Endkunden

In Europa will Dronamics mit 39 Flughafenbetreibern in 13 Ländern Vereinbarungen abgeschlossen haben. Damit könnten 50 Mio. Europäer Droneports in einer Stunde erreichen. Die beteiligten Flughäfen gehen mit Dronamics eine kommerzielle Rahmenvereinbarung ein und stellen die Piste für Start und Landung des Black Swans sowie Lagerfläche zum Umschlag der Sendungen zur Verfügung. Dafür verpflichtet sich Dronamics zur Installation der benötigen Steuerungstechnik sowie zur Rekrutierung und Schulung des Bodenpersonals.

 

Ausserdem suchen die Rangelovs Partnerschaften mit Logistikunternehmen. Im Juni gaben sie eine entsprechende Vereinbarung mit Hellmann Worldwide Logistics bekannt. Der Logistiker will bereits nächstes Jahr erste Lieferrouten für zeitkritische Güter anbieten.

 

Svilen Rangelov sieht sich damit seinem erklärten Ziel einer Demokratisierung der internationalen Luftfracht näherkommen. Er nennt zwar Industrieunternehmen aller möglichen Branchen als wichtigste Zielgruppe. Angesichts des dynamischen Wachstums beim elektronischen Handel sieht er aber auch private Konsumenten als potenzielle Klientel für die Luftfahrt 4.0. «Schliesslich können wir Güter nicht nur schneller und kostengünstiger transportieren als konventionelle Flugzeuge, sondern auch an Orte liefern, an denen es bisher gar keine Cargo-Flughäfen gibt», sagt er. Der Black Swan habe nicht nur ökonomische und logistische Vorzüge, sondern auch ökologische: «Eine zunehmende Verlagerung von Luftfracht von grossen konventionellen Flugzeugen zu Drohnen spart nicht nur Kosten ein, sondern reduziert auch Schadstoffemissionen.» Zunächst solle der Schwarze Schwan nur über Europa fliegen, doch auch in in Amerika, Asien und Afrika seien bereits Vereinbarungen mit Partnern angebahnt.