
Auf die See gesetzt
In einer wegweisenden Partnerschaft entwickeln die Puyallup-Indianer gemeinsam mit der Northwest Seaport Alliance im US-Bundesstaat Washington einen neuen Terminal im Hafen von Tacoma. Ziel ist die Erweiterung der Umschlagskapazitäten und die Stärkung des maritimen Standorts im Pazifischen Nordwesten.
Die Northwest Seaport Alliance (NWSA), ein Joint Venture der US-Häfen Seattle und Tacoma, hat eine historische Partnerschaft mit dem Puyallup-Stamm geschlossen. Gemeinsam wollen die Partner das Hafengebiet am East Blair Waterway in Tacoma ausbauen.
Geplant ist der Bau eines neuen Liegeplatzes auf einem rund 22 ha grossen Gelände in Stammesbesitz, direkt neben dem bestehenden Terminal East Blair 1 (EB1), der von der NWSA betrieben wird.
Der neue Kai, vorläufig «Puyallup Tribal Terminal» genannt, soll künftig Schwergut- und RoRo-Verkehre abwickeln und vergleichbare Kapazitäten wie EB1 bieten – einschliesslich Gleisanschluss und technologische Massnahmen zur Emissionsreduzierung. Die NWSA unterstützt die technische Umsetzung.
Das Besondere an der Vereinbarung ist nicht nur der gemeinsame Betrieb der beiden Liegeplätze, sondern auch die wirtschaftliche Teilhabe des Puyallup-Stammes. Laut Vereinbarung wird die indigene Gemeinschaft die gesamte Finanzierung, den Bau sowie die Instandhaltung des neuen Terminals übernehmen.
Die NWSA bleibt für die operativen Abläufe im EB1-Terminal verantwortlich. Beide Parteien werden aber als einheitlicher Anbieter am Markt auftreten. «Noch nie zuvor hatte ein Stamm eine solche Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit einem Hafen», äusserte der Puyallup Tribal Council.
Seit 2020 verfolgt der Stamm eine Diversifizierungsstrategie: Er investierte u.a. in einen Wasserflugzeugterminal mit Kenmore Air, ein Restaurantprojekt und ein Amazon-Sortierzentrum, übernahm eine Süsswarenfabrik (Puyallup Chocolates) und engagierte sich im Energiespeichersektor (Skip Technology).
Wirtschaftsglück in der Logistik statt im Kasino
Auch die NWSA betont die Bedeutung der Kooperation: «Diese Partnerschaft stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit, fördert nachhaltiges Wachstum und schafft neue wirtschaftliche Chancen für die gesamte Region», sagte John McCarthy, Präsident der Hafenkommission von Tacoma.
Mit der Gründung von Tahoma Global Logistics und Tahoma Construction Services wurden zwei strategisch ausgerichtete Tochterunternehmen geschaffen. Erstere wird durch die neue Hafenkapazität direkten Zugang zu Reedereien erhalten – ein entscheidender Vorteil, um logistische Dienstleistungen künftig noch gezielter anbieten zu können. In Fife errichtete der Stamm ausserdem ein eigenes Transload-Gebäude für multimodale Umschlagslösungen.
Die Terminaleröffnung ist für nächstes Jahr geplant. Die Partner sehen in der Initiative einen wirtschaftlichen Zugewinn, aber auch ein Symbol für eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen indigenen Gemeinschaften und der Hafenwirtschaft in Nordamerika.