
Zwischen Zoll und Zukunft
An der Generalversammlung von Spedlogswiss Romandie in Lausanne rief Präsidentin Lara Muehlethaler zum entschlossenen Handeln auf: gegen globale Unsicherheiten, für mehr Cyberschutz – und dringend für mehr Nachwuchs. Das ITJ war dabei.
Die aktuellen Entwicklungen im internationalen Handel stellen auch Speditionsunternehmen in der Schweiz vor grosse Herausforderungen. «Die neuen US-Zölle von 31% treffen viele unserer Kunden direkt – und damit auch unseren Alltag», betonte Laura Muehlethaler.
Auch geopolitische Konflikte wie der Krieg in der Ukraine oder internationale Sanktionen wirkten sich auf Lieferketten und Planbarkeit aus. Unternehmen müssten heute noch stärker diversifizieren, um Risiken abzufedern.
Geplante Reform wirft Fragen auf
Mit einem Blick auf die Schweiz kritisierte Muehlethaler die Tatsache, dass die Erwartungen an die Zollreform Passar bislang nicht erfüllt worden seien. Auch die geplante Reform des Zollgesetzes werfe Fragen auf: Obwohl sie eine Entlastung der Unternehmen verspreche, könnten mangelnde Datenzuverlässigkeit und vereinfachte Meldepflichten langfristig den Marktschutz schwächen.
«Die jüngste Kritik des Bundesrats an Teilen des Vorschlags stimmt mich hier vorsichtig optimistisch», so Muehlethaler. Der offene Austausch mit den Behörden bleibe entscheidend.
Einen weiteren Schwerpunkt setzte sie auf die zunehmenden Anforderungen im Bereich Cybersicherheit. In einer Welt wachsender Datenmengen und digitaler Schnittstellen seien weitreichende Schutzmassnahmen kein Kostenfaktor, sondern eine Gesamtinvestition in Vertrauen und Geschäftsstabilität.
Menschlicher Kontakt unersetzbar
Auch moderne Technologien wie die künstliche Intelligenz und Machine Learning könnten dabei helfen, die operative Effizienz zu steigern, ohne den menschlichen Kontakt zu ersetzen. Im Bewusstsein dieser Kombination hätten die Spediteure die grosse Chance, so Muehlethaler, die nachgefragten «Berater der Welt von morgen» zu werden.
Ein zentrales Anliegen war Muehle-
thaler schliesslich die Ausbildung junger Fachkräfte. Angesichts des digitalen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels müsse die Branche aktiver werden. «Wir bilden derzeit zu wenige Lernende in der Westschweiz aus. Ohne engagierte Ausbildungsbetriebe wird unser Beruf in der Romandie bald unter Druck geraten», warnte sie.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Für den Ausbildungsberuf des Spediteurs konnten sich in der gesamten Westschweiz zuletzt lediglich sechs Menschen begeistern. Mit 20 Anmeldungen im ersten Ausbildungsjahr sieht es in der deutschsprachigen Schweiz momentan auch nicht viel besser aus.
Moment, Stärke zu zeigen
Die Verbandskampagne zur Nachwuchsgewinnung, die Vorstandsmitglied Patrick Brechtbühl besonders beleuchtete, bezeichnete die Präsidentin als einen ersten Schritt – aber jetzt brauche es das persönliche Engagement jedes Unternehmens.
«Unsere Branche bietet spannende Perspektiven und trägt auch wesentlich zur Stabilität der Wirtschaft bei», so der Appell der Präsidentin an die Mitglieder. «Jetzt ist der Moment, diese Stärke zu zeigen – gegenüber jungen Menschen, Kunden und der Gesellschaft.