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  • ITJ Nr. 14 / 1967.

13.03.2014 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 5407

«Brasilianische Impressionen»

Die Dynamik Brasiliens, eines der wichtigen BRIC-Staaten, liess sich bereits früh erahnen. Ein ITJ-Korrespondent besuchte Brasilien 1967 im Rahmen des ersten Transatlantik-Flugs der Varig von Zürich nach Rio. Die Varig hatte 1965 die internationalen Streckenrechte nach Brasilien von der Panair do Brasil übernommen.


Den Anlass der Brasilien-Besuchsreise eines Korrespondenten unserer Zeitschrift bildete die neue Transatlantik-Verbindung der Varig zwischen Zürich und Rio de Janeiro, die nach einem Zwischenstopp in Recife mit einem Anschlussflug nach São Paulo abgerundet wurde.

 

Aufbruch in vollem Gange

Die Dynamik des Subkontinents Brasilien war bereits 1967 erkennbar. Gleich im Einstieg des damaligen Beitrags ist zu lesen, dass auf den Flugstrecken Rio oder São Paulo nach New York bzw. Washington alle 30 Minuten eine Maschine «im Rahmen der Ponte Aéra» starte.

 

Daneben wird auf das wachsende Handels und Industriezentrum São Paulo verwiesen, das als «Chicago Südamerikas», als Zentrum der zunehmenden Industrialisierung hervorgehoben wird. Dem Betrachter fallen «ausgedehnte Industriequartiere der chemischen oder pharmazeutischen Industrie» ins Auge, ebenso grosse Traktoren- oder Textilwerke. Die Grossindustrie hat diesem Standort ein stürmisches Wachstum  beschert, das auch eine erste Diversifikation kennt. So sei das Land von einem reinen Exporteur von Rohstoffen wie Kautschuk, Zuckerrohr oder Holz sowie Edelmetallen, aber auch Nahrungsmitteln, zu einer «vielseitigeren Nutzung der vorhandenen Quellen» übergegangen.

 

Autarkie und Auslandsinvestitionen

Der Weg in die schrittweise Eingliederung in die Weltwirtschaft lag jedoch noch vor dem heutigen BRIC-Staat Brasilien. In den 1960er Jahren bestand noch das Ideal der wirtschaftlichen Autarkie – Autos, Nescafé oder Whiskey wurden in eigener Produktion hergestellt, oft zu horrenden Preisen, um Importe und Devisenabfluss zu vermeiden. Es wird ferner ausgeführt, dass Kaffee noch 60% der brasilianischen Exporte ausmachte. Diese Ära in Brasilien, heute als «pragmatischer Nationalismus» bezeichnet wird, ist Vergangenheit.

 

Die Grundlage des heutigen Erfolgs wurde jedoch bereits in diesen Jahren gelegt und der Strom an Auslandsinvestitionen in das Land am Zuckerhut erlebte nach ersten Anfängen in den folgenden 1970er Jahren einen ersten Höhepunkt. Wie Reuters im Januar 2014 mitteilte, hat Brasilien 2013 mit 6,8 Mrd. USD (4,9 Mrd. EUR) allerdings erstmals seit zwölf Jahren weniger Auslandsinvestitionen verbuchen können als sein nationales Defizit von 8,7 Mrd. USD (6,3 Mrd. EUR) ausmacht.

 

Wer allerdings in die Mentalität der Brasilianer tiefer eindringen will, dem werden bereits damals zumindest «rudimentäre Kenntnisse der Sprache» anempfohlen. Denn im schönsten Land der Welt mit der schönsten Sprache, wie es dem Selbstverständnis vieler Brasilianer heute noch ebenso entspricht wie die in dem Bericht dargelegte sprichwörtliche Gastfreundschaft gegenüber jedem Fremden, hat sich eine Wahrheit bis heute erhalten: «Deus es Brasileiro – Gott ist Brasilianer».

        

 

 

 

 

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