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  • Jimmy Nares am ,Fresh & Flower Forum’. (Foto: MIA)

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 40683

Ständiger Wandel ist Trumpf

Im Gespräch mit Jimmy Nares, Section Chief Aviation Marketing, Miami International Airport (MIA).


Laut Airports Council International lagen die zehn geschäftigsten Flughäfen der Welt 2021 in den USA, wobei sich Miami von Rang 24 im Vorjahr auf Platz 9 verbessert hat. Auch wickeln vier US-Flughäfen mehr Fracht ab (vgl. S. 13), aber mit 2 Mio. t behauptet der Flughafen die führende Stellung unter den US-Standorten bei internationaler Fracht. Wie, erfuhr ITJ-Redaktor Andreas Haug kürzlich vor Ort.


Herr Nares, wie sind die Geschäfte 2021 für den Flughafen Miami gelaufen?

2021 war phänomenal! Im Frachtbereich haben wir mit 2,5 Mio. t einen Rekordumschlag verzeichnet. Das war ein Plus von 17,9% gegenüber dem unmittelbar vorangegangenen Rekordjahr. Dazu tragen ca. 40 Frachtfluglinien bei, die rund 80% des gesamten Volumens stellen. Bellyfracht ist auch wichtig, aber im Gegensatz zu anderen Hubs, macht sie nur etwa ein Fünftel der Gesamttonnage aus.


Wie steht es um Spezialfracht?

Auch bei pharmazeutischen Sendungen hatten wir ein Rekordjahr. Mit 19’700 t brachten sie 20,5% mehr Gewicht auf die Waage als 2020, aber ihr Wert war mit 6,65 Mrd. USD 78% über dem des Vorjahres. Im E-Commerce lässt sich das Wachstum weniger leicht beziffern, aber wir wissen, dass UPS und die anderen Integratoren ihr Geschäft ausgebaut haben. Im November hat DHL Express die 78 Mio. USD teure Renovierung seines Hubs abgeschlossen, im Dezember Fedex Express für 72 Mio. USD die Verdopplung seiner Plattform auf 26’200 m2.


Die geografische Situation ist nicht alles. Was tut der Flughafen Miami aktiv für die Glieder der Luftfracht-Lieferkette?

Wir vermarkten uns tatsächlich als «Eingangstor für Lateinamerika und die Karibik» – und das sind wir mit unseren 70 Linienverbindungen und fast 1100 wöchentlichen Flügen in diese Region auch. Fracht von und nach Südamerika war mit 933’000 t Gewicht und 34,3 Mrd. USD Warenwert mit Abstand unser wichtigster Markt, gefolgt von Zentralamerika mit 133’000 t Gewicht und 6,4 Mrd. USD Warenwert. Beim Gewicht folgten Europa mit 92’000 t und Asien mit 58’000 t, deren Warenwert mit 9,9 und 11,7 Mrd. USD aber höher lag.

Wir suchen aber immer nach neuen Geschäftsmöglichkeiten. Da wir auch in den USA führend für verderbliche Güter sind und 91% aller Blumenimporte abwickeln, haben wir mit dem zentral in Europa gelegenen Flughafen Brüssel, mit dem uns bereits eine Pharma-Partnerschaft verbindet eine Kooperation gestartet und auf der Air Cargo Americas ein erstes gemeinsames «Fresh & Flower Forum» veranstaltet, das auf grossen Anklang gestossen ist.


Wie sieht es im Ost–West-Verkehr aus?

Vor der Pandemie hatten wir 25 transatlantische Routen, doch da die Beiladung auf dieser Strecke bedeutender ist, war sie auch stärker von der Pandemie betroffen. Aber das Geschäft kommt zurück, z.B. LOT Polish Airlines und Royal Air Maroc. Mit Asien verbinden uns fünf Frachtlinien. Das ist ein interessanter Markt, den wir gerne ausbauen würden.


Wie schneiden andere Warengruppen ab?

Andere Bereiche wie Maschinen, Flugzeug- und Autoteile, Elektronik und Telekom bleiben stark. Wir versuchen auch, diese Sektoren für den Betrieb in unserer Freihandelszone zu gewinnen, die es den Benutzern ermöglicht, Zölle zu übertragen, zu verringern oder zu streichen.


Grosse Flughäfen leiden derzeit an Staus in der Abfertigung. Miami auch?

Nein, das ist kein Thema bei uns. Inbound liegt das auch daran, dass verderbliche Güter 76% unseres Volumens ausmachen und wir landesweit mit Abstand über die höchste Anzahl an US-Behörden verfügen, die Vor-Ort-Inspektionen vornehmen. Darüber hinaus ist unser Flughafen auch ein grosser Transitpunkt, den 47% aller Sendungen lediglich durchlaufen. Man kann die globale Entwicklung nicht voraussehen, aber wir haben das Jahr sehr stark gestartet und dürfen mit einem ähnlich guten Ergebnis wie 2021 rechnen.


Sie selbst sind seit 20 Jahren für den Bezirk Miami-Dade und seit sechs Jahren in dessen Flughafenverwaltung tätig. Was reizt Sie besonders an der Luftfracht?

Der ständige Wechsel. Hätten Sie etwa gedacht, dass wir eine ganz grosse Rolle im Geschäft mit Computerchips spielen? Unser Importwert in diesem Bereich hat sich von 160 Mio. USD 2020 um 2600% auf 4,31 Mrd. USD vervielfacht. Aber wir passen uns dem Wandel an. MIA stösst an physische Grenzen. Die geplante «Vertically Integrated Cargo Community» würde seine Kapazität fast verdoppeln und das Wachstum auf 15 bis 20 Jahre bewältigen.

 

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