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  • Michael Bubendorf (Ozean) links und Hannes Caj (Zetra International).

29.04.2019 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 27498

Unterstützung im Übergang

Die Übernahme eines Unternehmens durch das Management ist immer ein sensibles Unterfangen. Über Ihre Erfahrungen sprachen Michael Bubendorf, Ozean Brokerage & Shipping, und Hannes Caj, Partner bei Zetra International, mit Christian Doepgen vom ITJ.


Herr Bubendorf, wie kam es zu der Idee des Management-Buy-Out?

MB: Die Idee hatten wir – der langjährige Inhaber Thomas Roesch und ich – bereits im Hinterkopf, als ich 2015 bei Ozean Brokerage & Shipping eingestiegen bin. Meine Aufgabe lag im Aufbau neuer Strukturen, während sich Thomas auf strategische Aufgaben konzentriert hat.

 

 

Welchen Weg hatten Sie hinter sich?

MB: Nach der Lehre bei Birkart habe ich zwölf Jahre bei M+R Spedag geschafft, u.a. auch als Commercial Manager für die Landesorganisation in Uganda. Für zwei Jahre bin ich auch auf die andere Seite gewechselt und habe bei Alstom die Transportabteilung für den Hydro-Bereich aufgebaut.

 

 

Wie lange hat die Transaktion gedauert?

HC: Insgesamt haben wir als Berater vom Mai 2018 bis April 2019, also nahezu ein ganzes Jahr den Prozess begleitet. Das ist kein ungewöhnlich langer Zeitraum, denn jeder MBO ist komplex.

 

 

Wie haben Sie sich gefunden?

MB: Ich hatte zunächst Empfehlungen eingeholt und dann Dienstleister angefragt. Die Professionalität der Antworten fiel unterschiedlich aus. Nach dem ersten Gespräch mit Zetra International in Basel war dann der Fall klar. Das galt sowohl für meinen Kompagnon, Manuel Dalla Nora, als ehemaliger Baumwollhänder mit viel Erfahrung in Afrika seit einiger Zeit bei Ozean aktiv, als auch für mich.

 

 

Wo liegen in den Augen eines Beraters bei einem MBO die grössten Hürden?

HC: Der Manager befindet sich in einer für ihn ungewohnten, ja paradoxen Situation. Während er Umsatz und Ertrag zu maximieren sucht, wirkt er auf einen niedrigen Kaufpreis für die Firma hin.

 

 

Wie lösen Sie dieses Spannungsfeld auf?

HC: Der Berater tritt als Mediator beim Kaufpreis auf und nimmt Wertbestimmungen vor. Nicht zu unterschätzen ist z.B., welche nicht-betrieblichen Mittel herausgezogen werden und welche nicht. Gleichzeitig muss die operative Stabilität des Unternehmens gewährleistet sein.

 

 

Wie kam das beim Management an?

MB: Wir waren heilfroh! Gewisse Fragen hatten beide Parteien nicht bedacht, manche Aspekte wiederum wurden unterschätzt. Der Rückgriff auf Erfahrungen des Beraters und Usancen anderer Branchen haben den Prozess sehr erleichtert.

 

 

Welche Schritte nimmt ein MBO?

HC: Zunächst fliessen ein ungefährer Kaufpreis, ein erster Transaktionsplan und die Struktur der Transaktion in eine gemeinsame Absichtserklärung. Parallel stellen wir eine Dokumentation und die Revisionsberichte in einem Dossier für die Finanzierungspartner zusammen.

 

 

Welchen Zeitraum nimmt die Phase ein?

MB: Ein Quartal hat hierfür gereicht.

 

 

Wie lief die Finanzierung?

MB: Wir haben entgegen der aktuellen öffentlichen Meinung gute Erfahrungen mit den Banken gemacht. Die Berater als Sparringspartner waren aber sinnvoll.

 

HC: Wir haben ein Dossier zu Firmenwert und Finanzierung an acht Geldhäuser geschickt. Das Interesse ist häufig ganz unterschiedlich. Mit zwei Banken sind wir dann in die Verhandlung gegangen.

 

 

Stimmte für Sie das Ergebnis?

MB: Ohne die Banken wäre der MBO nicht möglich gewesen. Das dortige Team war aber neben allen Zahlen von unserem Geschäftsmodell überzeugt.

 

 

Was war im Rückblick herausfordernd?

MB: Die Komplexität der Transaktion – wir haben buchstäblich bis zum letzten Tag offene Fragen geklärt.

 

HC: Die Bedeutung eines solchen Schritts ist nicht zu unterschätzen. Ein MBO ist für einen Manager oft eine einmalige Gelegenheit im Leben.

 

 

Welches Fazit ziehen die Manager?

MB: Die Beratung war ein Erfolg. Kein MBO ist aber denkbar ohne Vorleistungen: Wir sind Thomas Roesch, dem Gründer von Ozean Brokerage, dankbar. Wir hatten Spielraum, wurden früh bei den Partnern eingeführt und konnten ohne Reibung in die neue Struktur starten.

 

 

Wie berät es sich in der Logistik?

HC: Diese gewisse Hemdsärmeligkeit der Branche war vom grossen Vorteil. Die Mischung – pragmatische Haltung der Verantwortlichen, unsere Akribie in den Details – hat für mich gestimmt.

 

 

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