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  • CEO Ukur Akkuz ist zufrieden.

Von: Manik Mehta


Artikel Nummer: 35271

Schwimmende Hersteller

Statt hängende Gärten schwimmende Fabriken: Zu neuen Geschäftsideen für PPE-Produktion und ihren -transport berichtet ITJ-Korrespondent Manik Mehta aus New York.





Die starke Nachfrage nach Gesichtsschutzmasken hat unkonventionelle Produktions- und Transportmethoden zur Folge. Ein erfinderisches türkisches Unternehmen hat Schiffe erworben und sie zu Fabriken umgestaltet. Auf diese Weise ist das Unternehmen auch das Problem der stark gestiegenen Frachtspotpreise umgegangen. Die «schwimmenden Fabriken» als Frachtschiffe bedienen wichtige Märkte wie die USA, wo einige Häfen an der Westküste grosse Import-Staus erleben.

 


Höhere und geschützte Produktivität
Die Türkei hat als wichtiger Textillieferant Tradition. Angesichts des globalen Geschäftspotenzials hat das türkische Handelsunternehmen A & S Holding drei Schiffe für umgerechnet 88,9 Mio. USD erworben. Die RoRo-Einheiten wurden auf der Schiffswerft von Tuzla östlich Istanbul für die Massenproduktion von Gesichtsmasken umgebaut. Das Tuzla-Werft ist auf die Nachrüstung von Schiffen spezialisiert.


Das Unternehmen gründete in knapp vier Wochen die neue Gesellschaft Global Mask. Ukur Akkuz, Vorstandsvorsitzender der A&S Holding, resümiert: «Die Produktion auf einem Schiff bringt uns etliche Vorteile […] die Schiffe lagen der Pandemie wegen still, so dass sich die Erwerbpreise auf niedrigster Stufe befanden. Baut man 100 Maschinen auf einem Schiff ein, steigt die Produktivität enorm an. […] sie liegt höher als in einer Fabrik zu Lande. So spart man Zeit und produziert in geschützten Räumen.» Importeure beauftragten die neue Firma mit der Produktion grosser Volumina. «Die Nachfrage aus den USA war besonders stark. Die Käufer lancierten Einzelaufträge von 100 bis 150 Mio. Masken», so Akkuz. Trotz der steigender Importe in die USA ist der Bedarf an Gesichtsmasken weiterhin gross.

 


Der Zeitfaktor ist zentral
Die Firma hatte bisweilen Mühe, die starke Nachfrage zu befriedigen, da die Produktion von 100 Mio. Masken allein zwei Wochen in Anspruch nehmen kann. Hinzu kommt die einmonatige Überfahrt nach Amerika. Man habe die Errichtung einer Fabrik in den USA erwogen, aber ein Aufbau innerhalb von sechs Monaten sei unrealistisch, sagte Akkuz. «Der wichtigste Faktor in der Bekämpfung der Pandemie ist die Zeit. So kamen wir auf die Idee, die Masken während der Überfahrt zu produzieren.» Nach Plan werden pro Schiff 500 Mio. Gesichtsmasken und 10 Mio. Schutzanzüge nach Nord- und Südamerika transportiert. Das Exportziel der Firma lag zum Jahresende 2020 bei 500 Mio. USD.


«Läuft das Geschäft nach Plan, wird die Firma sich für den Erwerb von drei weiteren Schiffen zu Produktion und Transport in afrikanische Länder über Marokko sowie in die Golfregion über Katar entscheiden. Russland und die skandinavischen Märkte versorgen wir über St. Peters- burg», erläutert Akkuz. Dieses «Projekt für die Menschheit», wie Akkuz die Aktion nennt, wird 10% der auf jedem Schiff hergestellten Produkte für wohltätige Zwecke an karitative Einrichtungen spenden.