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  • Binnenschiff in Bremen auf der Weser.

12.06.2019 Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 28052

Volle Kraft voraus

Die deutsche Binnenschifffahrt findet endlich Gehör in der Politik. Das Verkehrsministerium hat einen Masterplan erarbeitet, der den lange vernachlässigten Verkehrsträger auf Vordermann bringen soll.


Die deutsche Binnenschifffahrt hatte im Jahr 2018 mit niedrigen Pegelständen und als Folge mit rückgängigem Gütervolumen zu kämpfen. Da kommt etwas Aufbruchstimmung gerade recht. Das deutsche Verkehrsministerium hat kürzlich den Masterplan Binnenschifffahrt vorgestellt. Dieser soll die Grundlage bilden, um den lange vernachlässigten Verkehrsträger zukunftsfähig zu machen. «Güterschiffe können mit einer Tragfähigkeit von 3000 t bis zu 150 Lkw ersetzen. Dieses enorme Potenzial müssen wir nutzen», betonte Verkehrsminister Andreas Scheuer.

 

 

Schwerpunkt im Ruhrgebiet

Ein wichtiger Punkt, der für die Binnenschifffahrt spricht, ist, dass sie noch Kapazitätsreserven hat. Der vorliegende Masterplan umfasst verschiedene kurz- und mittelfristige Massnahmen in fünf Handlungsfeldern. Dazu gehört auch die Infrastruktur, die oftmals veraltet ist. Beispielsweise sind 20% der Schleusen vor 1900 erbaut worden. Im Rahmen des Bundesverkehrswegplans 2030 mit dem Deutschland seine Infrastruktur erneuern will, sind 24,5 Mrd. EUR für Wasserstras­sen vorgesehen. Dass es bisher trotzdem nur langsam vorwärts ging, lag daran, dass Planungsressourcen fehlten. Hier will der Masterplan ansetzen und die Planungen vorantreiben. Vorerst stehen Projekte im Ruhrgebiet im Vordergrund, da dort der grösste Teil der deutschen Binnenschifffahrt abgewickelt wird.

 

 

Neue Motoren und Strom vom Ufer

Obwohl die Binnenschifffahrt oft als Hoffnungsträger für umweltfreundliche Gütertransporte gilt, hat der Verkehrsträger Nachholbedarf. Die Flotten sind überaltert und die Umrüstung auf modernere Motoren verläuft zögerlich. Auch hier will das Verkehrsministerium Mittel locker machen, um die Modernisierung zu beschleunigen. Dazu kommen Investitionen in Landstromanlagen und die bereits beschlossene Aufhebung von Befahrensabgaben (Ausnahmen sind die Mosel und der Nord-Ostsee-Kanal). Auch die Digitalisierung ist ein Schwerpunkt des 32 Seiten starken Masterplans. Elektronische Wasserstrassenkarten und digitale Schleusenreservierungen sind mittelfristige Massnahmen. Kurzfristig will der Bund bestehende Initiativen zur Vernetzung der Binnenschiffe fördern.

 

Allerdings helfen diese Massnahmen nicht viel, wenn es nichts zu transportieren gibt. Im Masterplan werden daher besonders Schwerguttransporte als Potenzialbereich genannt. Derzeit werden die meisten Schwergutladungen auf der Strasse transportiert. Im Zusammenspiel mit anderen Akteuren der Logistikbranche soll erreicht werden, dass die Binnenschifffahrt bereits in einem frühen Stadium in die Planung solcher Transporte einbezogen wird. Zu guter Letzt kümmert sich das Ministerium auch noch um den Nachwuchs der schrumpfenden Gilde der Binnenschifffer. Auch bei dieser Herausforderung wird die Nähe zu anderen Berufen in der Logistik gesucht.

 

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