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  • Blick zurück in Freude von Hans-Peter Hadorn.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 32701

Mittler zwischen Markt und Staat

Nicht immer bedeutet ein Personalwechsel eine Zäsur. Bei Hans-Peter Hadorn, dem langjährigen Direktor der Schweizerischen Rhein-häfen, die er in ihrer heutigen Form 2008 mit aus der Taufe hob, verhält es sich definititv anders. Für die Nachfolge, die derzeit gesucht wird, ist auch die internationale Perspektive wichtig, die von den Häfen am Oberrhein bis zu Rheinmündung in Benelux reicht.


        

Welche Bilanz ziehen sie persönlich?

Ich bin dankbar, durfte ich doch über fünfzehn Jahre in einer spannende Branche arbeiten, die mich ausgefüllt hat. Häfen sind ein wunderbares Biotop, ein neutraler Player an der Schnittstelle zwischen Markt und Politik – und dem internationalen Geschehen. 

 

 

Wo stehen die Schweizerischen Rheinhäfen heute?

Für die Schweiz als kleineres Binnen-land, dass auf Im- und Exporte angewiesen ist, bildet der Hochseezugang, der völkerrechtlich gesichert ist, eine Lebensader. Die Natur der Verkehre ändert sich natürlich ständig. Der Rückgang der Schwer- und Grossindustrie wird durch andere Aktivitäten kompensiert.

 

 

Welche Trends sehen Sie heute?

Die Regel lautet heute: TEU statt Tonnen. Auch wenn die Tonnage zurückgeht, nehmen containerisierte Güter zu. Im Energiesegment befinden wir uns im Wandel. Flacht der Benzin- und Diesel-bereich ab, steigt die Nachfrage nach Tanklagern. Die aktuelle Krise dürfte auch mit der Rückholung von Industrien Potenziale für Montage- und Fertigungslogistik bringen, die Flächen für die Endproduktion benötigt. Rheinhäfen und Hafenwirtschaft sind so breit aufgestellt, dass wir der Konjunktur folgen können.

 

 

Wie stellen Sie sich zukünftig auf?

Zur Energiewende gehört z.B. auch der Wasserstoff, der neuer Anlagen und Tanks bedarf. Zudem wird die Kreislaufwirtschaft wichtiger. Die Wiederverwertung von Materialien bringt etliche Volumina aufs Wasser. Und es bleibt die klassische Aufgabe der Landesversorgung der Schweiz, z.B. mit Getreide aus Übersee.

 

 

Zur Internationalität – wo steht die Kooperation der Häfen am Oberrhein?

Sie ist um so wichtiger, als die Binnenhäfen per se nicht die kritische Grösse wie Seehäfen haben. Wir müssen uns stärker als das Bindeglied für trimodale Verkehre und regionale Wirtschaftszentren positionieren. Wir spielen zwar nicht in der Champions League, aber gewiss in der Europa League. Bis Ende Jahr bleibe ich als Kommissar der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) im Amt.

 

 

Welche Mittel haben Sie dazu?

Die Digitalisierung ist eine unserer Chancen. So erfassen wir mit RPIS 4.0 inzwischen 80% der Transportdaten am Oberrhein, was einen europaweiten Benchmark darstellt. Mit anderthalb Jahren im operativen Einsatz hat sich das Systen als marktfähig erwiesen – wir haben einen Vorsprung. Mittelfristig soll auch die Zollabwicklung – Stichwort DaZIT –  in das System integriert werden.

 

 

Wie muss Ihr Nachfolger aussehen?

Neben einem Gespür für Politik und Wirtschaft geht es darum, langfristige Strategien umzusetzen und künftige Risiken abzuwägen. Der Quartalserfolg als Massstab ist in dieser Position dagegen so wenig zielführend wie kurzfristige Effekte im Markt.