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  • Omar Hariri (r.) und ITJ-Redaktor Andreas Haug in Johannesburg.

22.05.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27806

Hub und Heimatmarkt

Amsterdam, Brüssel, Mailand, Zaragoza, Frankfurt – das sind die wichtigsten Flughäfen, die Saudia Cargo in Europa bedient. Im Vorfeld der Air Cargo Europe in München gab Omar Hariri, der im Frühjahr 2018 den Posten des CEO angetreten und sich seitdem branchenweit einen festen Platz auf Messen und Konferenzen gesichert hat, ITJ-Luftfrachtredaktor Andreas Haug Einblicke in aktuelle Entwicklungen.


Herr Hariri, vor etwa einem Jahr haben Sie Ihre Stelle an der Spitze von Saudia Cargo angetreten. Welche Eindrücke haben Sie bisher gesammelt?

Es ist eine sehr spannende Position. Als saudischer Staatsbürger erfüllt es mich mit besonderem Stolz, dem National Carrier und dem Land zu dienen – natürlich umso mehr, wenn man diese an sich schon grossartige Aufgabe in der grösseren Perspektive der «Saudi Vision 2030» sieht. In deren Logistikstrategie spielen die Luftfahrt und Saudi Arabian Airlines eine sehr grosse Rolle. Kurz: Bisher war meine Zeit bei Saudia Cargo sehr herausfordernd und gleichzeitig ausgesprochen bereichernd. 2018 war ein gutes Jahr, und wir blicken gespannt auf 2019.

 

 

Was hat sich konkret getan?

Wir haben letztes Jahr einen ganz neuen Ansatz verfolgt. Dabei wollten wir unseren Fokus mehr auf bestimmte Märkte, Kunden und Produkte ausrichten. Dies ging einher mit einer Verkleinerung der Frachterflotte von 17 auf zehn Einheiten. Dennoch haben wir mehr Güter transportiert, d.h. wir haben unsere Flugzeuge besser eingesetzt und sind zuversichtlich, auch in diesem Jahr eine solide Leistung zu erbringen.

 

 

Wie sieht es mit den Märkten und Produkten aus?

Afrika ist sicher eine unserer geografischen Prioritäten, was an der perfekten Situation unseres Hubs Jeddah liegt. Über dieses Drehkreuz können wir nicht nur Afrika mit Europa, sondern auch mit dem asiatischen Raum verbinden.

Bodenseitig unterstützen wir mit 300 Mio. USD starken Investitionen die logistische Infra­struktur in Jeddah und Riad. Die modernen Terminals, die hier entstehen, dienen v.a. dem E-Commerce und sind ausgesprochen auf Transfers ausgerichtet.

 

 

Wann gehen diese in Betrieb?

Die erste Anlage bereits im Oktober dieses Jahres, die gesamten Realisierungen in drei bis vier Jahren. Darüber hinaus investiert die Regierung in einen neuen Flughafen in Dammam, der Ende dieses Jahres in den Vollbetrieb gehen wird. Auch dies wird unsere Transfer­kapazität in diesem Teil des Königreichs beträchtlich erhöhen.

 

 

In welcher Grössenordnung?

Die derzeitigen Handlingmöglichkeiten werden quasi verdoppelt: In Riad von 350 000 auf 700 000 t Güter pro Jahr, in Jeddah werden wir 900 000 t erreichen.

 

 

Mit welchen Produktgruppen werden Flugzeuge und Terminals gefüllt?

Unser Transformationsprozess erfasst insbesondere hochpreisige Segmente wie das Pharma­geschäft, das wir bisher noch nicht so gut berücksichtigen konnten. Dass wir hier im Juni letzten Jahres mit der Grundsteinlegung einer 75 000 m2 grossen Kühl­anlage den richtigen Schritt gemacht haben, bestätigten uns Vertreter europäischer Verlader kürzlich bei einem Besuch, mit denen wir vielversprechende Gespräche geführt haben.

 

 

Wie sieht es mit Blumen, einem anderen Produkt der Kühlkette, aus?

Auch da ist Afrika ein Schwerpunkt für uns. Wir haben eine Rotation nach Johannesburg und fliegen neunmal wöchentlich nach Nairobi. Dabei transportieren wir 750 t Blumen pro Woche, was uns zu einem der grössten Anbieter in diesem Geschäftsfeld macht. Darüber hinaus haben wir im Januar in Kairo, was ebenfalls ein wichtiger Standpunkt für uns ist, ein neues Verkaufsbüro eröffnet.

 

 

Und wie ist die Situation in der Heimatregion von Saudia Cargo – an grossen Frachtcarriern mangelt es hier ja nicht?

Unser Vorteil ist, dass wir wirklich einen starken Heimatmarkt besitzen. Nichtsdestotrotz bleibt unser Haupt­anliegen, die Transferfähigkeiten zu aktivieren: Momentan macht dieses Geschäft rund 20% unserer gesamten Tätigkeit aus, das erklärte Ziel sind aber 50 bis 60%. Das entspricht ungefähr dem Durchschnittswert von National Carriern mit starkem Heimatmarkt. Wir wissen, dass dieser Wert bei sehr transferorientierten Fluglinien bis zu 80% erreichen kann.

 

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der staatlichen Seite?

Sehr gut, denn hier kommt wieder die Vision 2030 ins Spiel. Letztes Jahr haben wir viele Initiativen ins Leben gerufen und eng mit den Zollbehörden kooperiert. Diese durchlaufen ebenfalls einen raschen Transformationsprozess, was unseren Aktivitäten wiederum sehr hilft. Darüber hinaus haben wir kürzlich eine Vereinbarung mit dem King Abdullah Port, einem der grössten Häfen der Region, geschlossen, um einen Sea-Air-Korridor einzurichten. Ganz klar: Die Logistikgemeinschaft des Landes rückt zusammen, um dem Wohl des Landes zu dienen und die Vision zu verwirklichen.