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  • Werden die Risiken in US-Häfen unterschätzt?

06.02.2019 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 26343

Sicher investieren

Der neueste Zustandsbericht «State of Freight» seitens der Interessenvertretung der US-amerikanischen Häfen liegt auf dem Tisch. Dass man staatliche Investitionen fordert, überrascht nicht – Dimension und Zielrichtung fallen aber anders aus als gewohnt.


Von Lobbygruppen ist man ihren ganz eigenen Stil gewöhnt. Auf katastrophale Zustandsbeschreibungen der tristen Gegegenwart einer unverzichtbaren Branche folgt die dringende und v.a. unmittelbare Handlungsempfehlung an öffentliche Stellen, mit ausreichend Mitteln aus dem Staatssäckel zu investieren und damit eine goldene Zukunft sicherzustellen. Das Drehbuch der Interessenvereinigung der US-amerikanischen Häfen (American Association of Port Authorities – AAPA) weicht allerdings in seinem jüngsten Zustandsbericht zur Lage der Hafenwirtschaft, «State of Freight», in einigen Punkten von dieser Regie ab.

 

 

Schwerpunkt Sicherheit

In ihrem jüngsten Bericht, dem vierten in der Reihe «State of Freight», hat die AAPA einen Investitionsbedarf von nahezu 4 Mrd. USD über den Zeitraum der nächsten zehn Jahre ausgemacht. Hier geht es allerdings weniger um die klassischen Instrumente des Güterumschlags, sondern v.a. um die Sicherheitsbedürfnisse der Häfen und Lieferketten. Man hat den Bedarf anhand des Ist-Zustands der amerikanischen Hafenanlagen ermittelt, die so gewartet und ausgebaut werden müssen, dass sie für neu entwickelte Szenarien gerüstet sind.

 

Was heisst das im einzelnen? In diesem jüngsten Bericht wird empfohlen, das bestehende staatliche Zuschussprogramm für Hafensicherheit (Port Security Grant-Program - PSGP) neu auszurichten. Dies beinhaltet Subventionen von geschätzten 2,6 Mrd. USD für Wartung und Modernisierung von Sicherheitsanlagen und -systemen in Häfen sowie weitere 1,3 Mrd. USD für Investitionen zur Bekämpfung so genannter «anderer Sicherheitsbedrohungen». Unter diesen Begriff fallen so unterschiedliche Risiken wie Cyber Crime, Amoklauf, Drohnenbekämpfung, Ausfallsicherheit etc.

 

Das bestehende Programm, das nach den ereignissen des 11. September 2001 ins Leben gerufen wurde, kommt bislang deutlich bescheidener daher. Derzeit investiert die US-Regierung jährlich etwa 100 Mio. USD in die PSGP, um die Häfen vor Sicherheitsrisiken zu schützen.

 

Nach Ansicht des AAPA ist dazu um ein Vielfaches zu wenig, v.a. wenn der jährliche Wert der Fracht- und Passagieraktivitäten veranschlagt wird. Nach Meinung der Interessenvertretung stehen die Häfen für mehr als ein Viertel der US-amerikanischen Wirtschaft. Zudem haben sich die Sicherheitsanforderungen in den Häfen gewandelt. Seit dem 11. September hat nicht nur die Bevölkerung der USA um etwa 15% zugenommen, sondern bis Ende 2017 ist das Containeraufkommen um 71% und die gesamte im Aussenhandel umgeschlagene Tonnage um 37% gestiegen, während sich der Passagierreiseverkehr nahezu verdoppelt hat.

 

Kurt Nagle, Präsident und CEO von AAPA, kommentierte: «Wir haben nicht nur festgestellt, dass die Mittel für das Sicherheitsprogramm der Häfen um das Vierfache auf 400 Mio. USD pro Jahr erhöht werden müssten, sondern der Anteil der an die Häfen gehenden Zuschüsse auf mindestens 50% verdoppelt werden muss, um neue Bedrohungen des Sicherheitsbereichs Hafen angemessen abzufedern.»

           

 

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