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  • A. Thominet (l.) und S. Quouninich (r.) im Gespräch mit A. Haug.

30.04.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27516

Gegenseitig beflügeln

Nordwestafrika ist kein Neuland für den weltweit tätigen GSSA ECS Group, der sich seit sieben Jahren an einer Fluglinie im Niger beteiligt (vgl. ITJ 49-52/2012, S. 17). ITJ-Redaktor Andreas Haug unterhielt sich kürzlich mit ECS-CEO Adrien Thominet und Salim Quouninich, seit letzten Herbst VP Cargo von Royal Air Maroc (RAM), darüber, welche Perspektiven sich der ambitionierten Fluglinie aus Casablanca eröffnen.



Herr Quouninich, warum hat Royal Air Maroc die ECS Group als GSSA gewählt?

SQ: Die ECS Group gilt als einer der besten Anbieter weltweit mit hoher Professionalität. Dank dieser Partnerschaft haben wir unseren Umsatz steigern und Zutritt zu Märkten erhalten können, auf denen wir noch keine Erfahrung hatten. Wir sind sehr zufrieden mit ECS, die Royal Air Maroc massgeblich beim Ausbau ihres Frachtgeschäfts unterstützt.

 

 

Da hat sich ja viel getan letztes Jahr. Können Sie bitte darauf eingehen?

SQ: Sie sprechen die Einführung unseres Grossraumfrachters B767F im Juni 2018 an, ein Projekt, das darauf abzielt, die RAM-Frachtkapazitäten zu maximieren. Diese Maschine hat zunächst zwei Destinationen in Europa – Brüssel und Frankfurt – und vier grössere in Afrika – Bamako, Libreville, Abidjan und Douala bedient. Seit dem Sommerflugplan fliegt sie auch nach Accra und Lagos sowie Madrid und London.

 

 

Herr Thominet, welche Bedeutung hat RAM für die Entwicklung der ECS Group?

AT: RAM ist unser erster Kunde aus Afrika, und wir glauben sehr an seine Strategie, ganz entschieden auf den Kontinent zu setzen. Ich kann mich noch gut an die letzte Ebola-Krise erinnern, als RAM die einzige Fluglinie war, die noch in die betroffenen Gebiete flog. Da wir uns nicht auf europäische Fluglinien mit Verbindungen nach Afrika beschränken wollen, ist RAM eine logische Alternative. Über ihren Hub Casablanca erschliessen sich uns rund 30 Destinationen. Für meine Begriffe ist RAM die einzige Fluglinie, die eine solche Strategie verfolgt.

  

SQ: Ich stimme voll und ganz zu, dass Afrika in der DNS von RAM steckt. Da wir uns v.a. als afrikanische Fluglinie verstehen, sehen wir unsere erste Aufgabe darin, Afrika mit der Welt zu verbinden – sei es im Passagier- oder im Fracht­geschäft. In der Tat hat der erfolgreiche Ausbau der Passage auf dem Flughafen Casablanca unsere Frachtaktivitäten inspiriert. Diese fördern wir mit Investitionen, u.a. in einen neuen Terminal, und nutzen die Möglichkeiten neuer Langstreckenverbindungen, v.a. mit den USA: Miami im April und Boston im Juni.

 


Welchen Anteil hat die Fracht bei RAM?

SQ: Im Moment tragen wir im Durchschnitt 5% zum Gesamtergebnis bei, aber unser Ziel ist, viel mehr zu erreichen.

 

 

Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

SQ: Durch den Ausbau unseres Streckennetzes und unserer Flotte. Wir verfolgen einen Geschäftsplan, nach dem wir weitere Vollfrachter übernehmen.

 

 

Wie beurteilt eine Firma wie ECS, die ja schon lange in Afrika tätig ist, aktuell die Bedingungen für die dortige Luftfracht?

AT: Wir denken, dass das gerade auf diesen Markt zugeschnittene Angebot von RAM die Nachfrage in beiden Richtungen stimulieren wird. Nordwärts gibt es mit verderblichen Waren aus West­afrika für Europa bereits viel Verkehr. Aber ich spüre auch, dass sich RAM hier ganz besonders für die Interessen der afrikanischen Verlader einspannen lässt.

 

 

Welche Boden-Infrastruktur steht Ihnen dafür in Casablanca zur Verfügung?

SQ: Über unseren 22 000 m2 grossen Terminal wickeln wir jährlich 80 000 bis 100 000 t Fracht ab. Er verfügt über Kühlkammern, und wir erwägen die Zertifizierung nach Iata CEIV Pharma. Wir sind Mitglied der Initiative Cargo iQ und lassen uns auch sonst von Dritten die hohen Qualitätsmassstäbe bestätigen.

 

AT: In ganz Nord- und Westafrika gibt es für mich keine andere Fluglinie, die derartige Bemühungen unternimmt. Deswegen bin ich überzeugt davon, dass RAM Cargo auch bei unseren Kunden als echte Alternative zu europäischen Flug­linien wahrgenommen werden wird.

 

 

Und darüber hinaus?

SQ: Auch unser Ost–West-Verkehr wächst. In Brasilien, einem anderen Wachstumsmarkt, sind wir bereits in São Paulo und Rio de Janeiro präsent – zwar mit einem anderen GSA, aber ECS wird uns von nun an in Miami als Drehscheibe unterstützen.

 

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