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  • Prof. Dr. Jürgens sieht die Früchte der Arbeit.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 29987

Im integrierten Ansatz

Ein Universalhafen wie Lübeck hat sich auf alle Ladungsarten im Modalsplit einzustellen. Geschäftsführer Prof. Dr. Jürgens erläuterte Christian Doepgen, welche neuen Projekte das Leistungsportfolio Lübecks für internationale Märkte erweitern und verstärken soll.


Die Veränderungen auf dem Gelände der  Lübecker Hafengesellschaft (LHG) sind nicht zu übersehen. Felix Klingbiel, in der Grosskundenbetreuung der LHG tätig, erläutert das jüngst abgeschlossene Projekt: «Früher war das Gelände in diesem Bereich 12 bis 16 m höher.» Der Aushub von 1,2 Mio. m³ hat den Raum für ein neues 301 m langes und 85 m breites Lager geschaffen, das seit wenigen Tagen in Betrieb ist. Bauherr war die Lübeck Port Authority. Um die Nachfrage ist Klingbiel unbesorgt: «Im Laufe des ersten Quartals 2020 wird die Halle voll sein.»

 

Das nächste Projekt steht schon auf der Agenda. Das Baltic Rail Gate (BRG), der Terminalbahnhof am Kai, soll erweitert werden. Antje Falk, Geschäftsführerin des BRG: «Ab 2020 werden die Gleise seeseitig von 612 m auf 720 m verlängert.»  Der Unterschied zur neuen Trendlänge der Güterzüge von 750 m ist rasch aufgeklärt, da Züge von 740 m mit Lokomotive auf dem Gelände unterzubringen sind.

 

Die BRG verzeichnet nicht z.B. nur steigende Nachfrage durch Schienen-Shuttle zwischen deutschen und italienischen Städten, sondern auch Neuaufträge. Da bereits Ende November die Schwelle von 100 000 abgefertigten Aufliegern erreicht wurde, rechnet die LHG mit einem neuen Jahresumschlagsrekord in der Höhe von «etwa 110 000 Einheiten».

 

 

Marktführerschaft und Neuprojekte

Prof. Dr. Sebastian Jürgens, seit 2014 an Bord der LHG und seit 2017 ihr alleiniger Geschäftsführer, sieht in der Ladungsvielfalt die Stärke des Standorts: «Als Bündelungspunkt müssen wir über die Menge der Fracht gehen.» Die Auslastung der 16 ha Betriebsfläche stellt ihn zufrieden: «Es wird inzwischen eng, und das ist gut so.»

 

Die Markführerschaft Lübecks an der deutschen Ostseeküste in Verkehren mit  Schweden, Finnland und dem Baltikum ist nur eine Seite der Medaille. Früh hat die LHG 2015 mit einem eigenen Büro in St. Petersburg auch den russischen Markt mit Blick auf RoRo-Geschäfte beackert. «Wir hätten noch mehr Chancen, wenn es keine Sanktionen gäbe», macht Jürgens  brachliegendes Potenzial deutlich.

 

Der Erfolg stellte sich dennoch ein: Ab 2020 bis 2022 werden jährlich 60 000 Fertigfahrzeuge von der Grimaldi-Reederei Finnlines vom Lübecker Hafen aus zum St. Petersburger Hafen Bronka transportiert werden. Damit schliesst sich für Jürgens der Kreis: «Jetzt sind wir unter den deutschen Ostseehäfen auch der Marktführer im Russlandgeschäft.»

 

Und die feste Fehmarnbelt-Querung? «Sie kommt nicht vor 2030, ist aber auch so keine gute Idee», hält Jürgens fest. Ob tatsächlich zusätzliches Ladungsaufkommen – die offizielle Begründung für den Bau – bis zu diesem Zeitpunkt zu erwarten ist, hält der Lübecker Hafenchef für unwahrscheinlich. Ganz anders sieht das Bild beim Elbe-Lübeck-Kanal aus, dessen Vertiefung auf 2,50 m bis 2030 projektiert ist. Jürgens: «Da sehe ich Chancen.» Ob der Bund die 838 Mio. EUR für den Bau tatsächlich aufwirft, ist aber derzeit noch offen. Die LHG hat aber mit den neuen Aufträgen Grund genug, 2020 mit Optimismus anzugehen.