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Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 36949

Mehr Brücken zur See

Der Ernstfall setzt die strukturellen Veränderungen im Verkehr zwischen Grossbritannien und den Ländern der EU durch. Auch neue Partnerschaften treiben den Ausbau der Short Sea Shipping-Verkehre u.a. von Unifeeder, P&O Ferries und A2B-Online weiter voran.


 

 

Die Verbindungen zwischen Grossbritannien und Europa, wie wohl nach dem Brexit differenziert gesagt werden darf, ordnen sich neue, und die Irische See gleicht einem Tummelplatz.

 

Nur ein Beispiel für die strukturelle Änderung der Lage bietet der Spediteur Transuniverse in Belgien, dessen Vorstandsvorsitzender Frank Adins kürzlich sagte: «Da Grossbritannien einer unserer Kernmärkte ist, hatten wir bisher im Süden des Landes und im Grossraum London mit einer Reihe von lokalen Partnern zusammengearbeitet, die für den Vertrieb zuständig waren. Nun hat der Brexit die Situation grundlegend verändert: Lokale Akteure mit bescheidenen Lagerkapazitäten und eingeschränktem Handling können die neuen Zollanforderungen kaum oder gar nicht bewältigen.» Die Lösung: Transuniverse hat sich mit der Road Divison von Europa Worldwide in Dartford für Sammelgutverkehre zusammengetan.

 

Grosse Netzwerke sind insbesondere gefragt, da die von der britischen Regierung eingeräumte Frist von 175 Tagen für Unternehmen, Zollanmeldungen für Importe  in das Vereinigte Königreich verzögert nachzureichen, am 25. Juni ausläuft.

 

 

Netze zur See werden dichter

In der Irischen See machen sich die Aktivitäten der Im- und Exporteure zunehmend bemerkbar. Ein Indiz ist der neue Containerdienst von Southampton nach Cork. Über den Short Sea-Betreiber Unifeeder ist die Verbindung zu und von den Häfen Cork, Belfast und Dublin über den Hub Southampton seit kurzem operativ.

 

Andere verstärken laufende Verkehre. P&O Ferries setzt nun ein zweites Schiff auf der Strecke Zeebrugge–Hull ein. Die MS Freya ist auf der Nordsee-LoLo-Verbindung neu im Fahrplan. Das 117 m lange Containerschiff mit einer Kapazität von 650 TEU wird mit seinem Schwesterschiff Elisabeth die Kapazität auf der Route verdoppeln und die Anzahl der Fahrten in jede Richtung auf sechs pro Woche erhöhen. Nach Thorsten Runge, Geschäftsführer von P&O Freight Ferries Services, steht der für den Anbieter gestiegene Warenfluss zwischen Grossbritannien und Europa hinter dem Ausbau.

 

Auch die niederländische Short Sea Shipping-Reederei A2B-Online Container hat ihren Service zwischen London Thamesport und dem niederländischen Moerdijk in diesen Tagen um eine vierte wöchentliche Fahrt erweitert. Neu eingesetzt wird die A2B Comfort, eines der sechs der 508 TEU-
Containerschiffe, die die Reederei in der Nordsee betreibt. Auch Bart van ’t Hof, Vertriebsdirektor der Gruppe, fühlt den Aufschwung: «Wir sehen einen Anstieg der Volumina als Folge der Brexit-bedingten Verkehrsverlagerung. Zusätzlich starten verschiedene Branchen nach der Covid-Krise neu durch. Mit diesem zusätzlichen Schiff können wir die gestiegenen Volumina gleichmässig über die Woche verteilen.»

 

Fest steht: Trotz insgesamt gesunkener Handelsvolumina und der Tatsache, das 30% der Verlader logistische Probleme nach dem Brexit beklagen, haben die Verbindungen zwischen Grossbritannien, Benelux, Frankreich und Deutschland Konjunktur.