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  • Das Problem dreht sich im Kreis.

12.06.2019 Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 28055

Mehr Service, weniger Lkw

Seit dem Börsengang scheint der ungarische Strassentransporteur, der ganz Europa in seine Tasche stecken möchte, ins Trudeln geraten zu sein. Mit Robert Ziegler ist seit Februar 2019 ein CEO und Sanierer an Bord, der die Gruppe umkrempeln will.


 

 

Erst kommt die Personalie, dann die Kursänderung: Im Februar hatte Waberer’s Robert Ziegler zum neuen CEO ernannt. Der ehemalige Unternehmensberater von AT Kearney, der seine Fähigkeiten in der Sanierung u.a. bei DHL Freight in Benelux und Grossbritannien belegen konnte, soll in der Nachfolge von Ferenc Lajkó den verblassten Glanz des Budapester Unternehmens aufpolieren. Nach den ersten 100 Tagen macht er nun deutlich, in welche Richtung die angekündigten «tiefgreifenden Veränderungen» gehen werden.

 


Vom Vor- zum Nachteil

Bis vor kurzem schien die Phase des stürmischen Wachstums kein Ende zu nehmen. Noch 2017 steigerte das Unternehmen, das seit Mitte dieses Jahres an der ungarischen Börse gelistet war, seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 17,8% auf 674,4 Mio. EUR und das Nettoergebnis um signifikante 57,5% auf bescheidene 21,4 Mio. EUR.

 

In 2018 konnte die stetig wachsende Lkw-Flotte des Transporteurs jedoch nicht mehr ausreichend ausgelastet werden, man sprach vornehm von «Über­kapazitäten». Die Zahlen für 2018 zeigen auf, wie u.a. Treibstoff und Fahrerlöhne die schmale Rendite von Waberer’s aufgefressen haben und u.a. ein Minus von 6,9 Mio. EUR nach sich zogen. Auf dem Unternehmen lasten insgesamt Schulden von 279 Mio. EUR.

 

Ziegler sieht ausgerechnet im Stolz des Unternehmens, der europäisch vielleicht grössten Fahrzeugflotte mit 4300 Lkw, das zentrale Problem. Waberer’s, das sich 500 Mio. gefahrener Strassenkilometer in 2018 rühmt, blieb zuletzt den Beweis der Markteffizienz schuldig. Der neue CEO lässt keinen Zweifel daran, das Übel an der Wurzel zu packen: «Bislang wurden Bestellungen von mehr als 300 Lkw zurückgestellt. Sollte sich die Rentabilität der Flotte nicht ausreichend verbessern, sind wir bereit, die Flotte weiter zu reduzieren», so Ziegler. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den Umstieg auf mehr Subunternehmern für geboten hält: «Wir benötigen ein besseres Gleichgewicht zwischen eigener und vertraglich eingebundener Kapazität.»

 

Die Transformationsphase, für die Ziegler steht, wird aus dem gross gewachsenen Mittelständler einen Konzern machen. Das bedeutet Einschnitte: zum einen bei den Mitarbeitern, die auf über 8000 in 2018 angewachsen sind, wobei die heiss begehrten Fahrer eine Ausnahme bilden. Zum anderen im Netzwerk, das trotz seiner Ausdehnung über 28 Länder in Europa bei der Kundenbetreuung Nachholbedarf hat. Wenn Ziegler davon spricht, dass Waberer’s ein Unternehmen werden möchte, «mit dem es leicht sein soll, Geschäfte zu machen», wird deutlich, wo es hapert. Vor Ende des Jahres hat Ziegler ein «Update der Strategie» von Waberer’s angekündigt.      

 

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