
160 Jahre in Bewegung
Im Gespräch mit André Strebel, CEO, Schneider Transport. Seit 1865 steht Schneider Transport für Verlässlichkeit im Wandel. André Strebel, seit 1991 im Unternehmen und 2018 zum CEO ernannt, sprach mit ITJ-Chefredaktor Andreas Haug über prägende Meilensteine, mutige Entscheidungen, moderne Weichenstellungen – und darüber, wie man Mitarbeitende und Kunden auch im digitalen Zeitalter nicht aus den Augen verliert.
Herr Strebel, 160 Jahre Unternehmensgeschichte – was bedeutet dieses Jubiläum für Sie persönlich?
Es ist ein riesiger Stolz. In der Schweiz sind viele traditionsreiche Unternehmen inzwischen fusioniert oder aufgekauft worden. Dass Schneider Transport seit 160 Jahren eigenständig besteht, ist weit mehr als nur eine Zahl. Dahinter stehen Generationen von Menschen, die mit Herz und Verstand gearbeitet haben.
Wir waren und sind ein zuverlässiger Partner, ein sicherer Arbeitgeber und für viele auch ein Stück Heimat. Das wurde der Firma schon vor 60 Jahren bewusst, als zum hundertjährigen Bestehen Zeitzeugen ihre Erinnerungen in einem Jubiläumsbuch festhielten. Heute beschäftigen wir weltweit über 1150 Mitarbeitende an 75 Standorten.
Was ist das Geheimnis für so lange Beständigkeit in einer sich ständig verändernden Branche?
Beständigkeit heisst nicht Stillstand. Wir haben uns immer weiterentwickelt, ohne unsere Wurzeln zu vergessen. Unsere Kultur des Vertrauens zu Kunden und Mitarbeitenden hat uns geprägt. Und wir konnten flexibel auf Krisen und auf Umstellungen reagieren – mit kurzen Entscheidungswegen, egal ob bei 50 oder bei 1000 Mitarbeitenden. Natürlich haben wir auch Fehler gemacht. Entscheidend ist, daraus zu lernen.
Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte von Schneider Transport?
Von eigenen Pferdewagen bis zu digitalisierten Prozessen war es ein weiter Weg. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts organisierten wir erste Sammelsendungen oder exportierten Käse ins zaristische Russland. In den 1990er-Jahren gründeten wir Tochterunternehmen, 2008 folgte ein erfolgreiches Management-Buyout.
2014/15 stellten wir uns mit Unterstützung von Invision strategisch neu auf – das führte zum grössten Wachstum der Firmengeschichte. Dabei konnten wir das organische Wachstum deutlich steigern und zusätzlich zwölf Unternehmen in der Schweiz, Europa und den USA akquirieren.
Die jüngste Etappe unserer «Buy-and-Build-Strategie»: die Integration von Nord-Transport mit ca. 30 Mitarbeitenden – ein wirklich perfekter Match [vgl. ITJ Daily, 17/04/25].
Parallel investierten wir massiv in IT und Kommunikation: von drei auf 27 IT-Spezialisten, moderner Markenauftritt und Social Media.
Gab es besonders prägende Phasen?
Wir haben nicht nur Boomphasen erlebt, sondern auch schwierige Zeiten – wie die Bankenkrise 2008 oder die Covid-Pandemie. Dank unserer breiten Aufstellung konnten wir viele Herausforderungen auffangen: So flogen wir tausende E-Bikes aus Taiwan ein, charterten Flugzeuge mit Schutzmasken und statteten unser Personal innerhalb kürzester Zeit mit Homeoffice-Laptops aus.
Es war eine der prägendsten Phasen der letzten 25 Jahre – nicht nur operativ, sondern auch menschlich.
Wie hat sich Schneider in den letzten Jahren strategisch neu aufgestellt?
Im Jahr 2024 haben wir das Management verjüngt. Heute ist es ein starker Mix aus erfahrenen und jungen Kräften. 2019 haben wir in Asien gestartet, unter dem Namen FIBS («Founded in Basel, Switzerland»). Mittlerweile zählt FIBS 250 Mitarbeitende an 25 Standorten in neun Ländern.
Vor welchen grössten Herausforderungen steht ein traditionsreiches Transportunternehmen heute?
Die Globalisierung, volatile Märkte, geopolitische Unsicherheiten und technologische Umbrüche verlangen ständige Anpassung. Aber gerade mit unserer Grösse und Flexibilität können wir rasch reagieren.
Was unterscheidet Schneider Transport im Wettbewerb?
Unsere Mitarbeitenden und unsere Kundinnen und Kunden sind keine Nummern. Wir legen Wert auf persönliche Beziehungen, Flexibilität und Qualität. Unsere Bandbreite reicht von Schnittblumen bis Schwergut, von Blutplasma bis Luxuswaren.
Wie gestalten Sie heute die Weichenstellungen für die nächsten Jahrzehnte?
Wir verfolgen weiterhin unsere «Buy-and-Build-Strategie» und investieren gezielt in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Automatisierung, Fachkräfteentwicklung und Nachwuchsförderung sowie in Kundenorientierung und Servicequalität.
Eine Delegation von Schneider wird auf der transport logistic in München präsent sein, um sich über neueste Entwicklungen, Innovationen und Branchentrends zu informieren.
Gibt es konkrete Projekte oder Visionen für die nächsten fünf bis zehn Jahre?
Wir wollen den Arbeitsalltag effizienter gestalten: Nicht etwa um Stellen zu streichen, sondern um Ressourcen sinnvoll zu nutzen. IT-Lösungen und auch KI bieten Chancen – aber man muss mit Bedacht handeln. Was uns seit 160 Jahren auszeichnet, bleibt auch künftig unser Antrieb: Verlässlichkeit, Weitblick – und der Mensch im Mittelpunkt.