
Die Unsicherheit hält an
Meine Kollegin Antje Veregge zitierte im Editorial der ersten Ausgabe des laufenden Jahres den bayrischen Satiriker Karl Valentin mit seinem Ausspruch, dass «sicher ist, dass nichts sicher ist». Wie recht er hat, beweist auch die gegenwärtige Lage in der Weltwirtschaft und in der Logistikbranche, die in den letzten Monaten eine neue Verunsicherung durch die Politik erfahren hat.
Der Blick in die Kristallkugel ist auch in diesem Jahr vergebens. Es schien noch vor kurzem unausweichlich, dass der «Osten» gegenüber dem «Westen» am längeren Hebel sitzen und wirtschaftlich gesehen den Sieg davontragen würde. Der «Big Move», das heisst, die Verlagerung des Schwerpunkts der wirtschaftlichen Macht nach China, Indien & Co. schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Inzwischen hat sich die Lage geändert, wie unser Chefredaktor Christian Doepgen in seinem Kommentar im ITJ 05-06/2014 darlegte. Das Gleichgewicht der Kräfte scheint derzeit bis zu einem gewissen Grad wieder hergestellt zu sein.
Aber: Die Unsicherheit bleibt. Die Wörter Krise, Rationalisierungen, Ratendruck, Fusionen, Allianzenbildung sowie anhaltende Überkapazität (grösster Besteller von Neubauten ist laut Alphaliner MSC mit 41 Schiffen von 450 000 Teu), werden uns auch in unserem Jubiläumsjahr begleiten. Dies gilt für alle Sparten der Branche.
In der maritimen Welt gibt vor allem die Allianzen-Bildung zwischen Reedereien, die über Jahrzehnte Konkurrenten waren, Anlass zum Staunen. Der gemeinsame Einsatz ihrer Tonnage sowie die Abstimmung der Fahrpläne etc. sollen den Reedern weiterhin oder wieder zu positiven Bilanzen verhelfen. Ein Beispiel ist die P3-Allianz (Maersk, MSC und CMA CGM). Diese Verbindung der drei Grossen der Branche, die auch von Verladerseite aufmerksam verfolgt wird, nimmt den Betrieb erst im Herbst 2014 auf, da die regulatorischen Bewilligungen teilweise noch ausstehen.
Konsolidierungen dieser Art finden auch bei den Häfen statt, die sich zusammenschliessen, um ihr Equipment und die zur Verfügung stehende Fläche gemeinsam und möglichst effizient zu nutzen. Jüngstes Beispiel ist die mögliche Annäherung zwischen Long Beach und Los Angeles (ITJ 17-18/2014, S. 25).
Auch die Airlines suchen neue Wege. Neben zahlreichen Fusionen geben z.B. viele Fluggesellschaften ihre Nurfracht-Flüge auf und hoffen, mit der Belly-Fracht besser Geld verdienen zu können. Auch in dieser Sparte gilt: Die Resultate der Fluglinien – und der Flughäfen – sind volatil, um es vorsichtig auszudrücken.
Es bleibt aber die Hoffnung auf die Wiederbelebung der Konjunktur mit einem entsprechenden Anstieg der Ladungsmengen. Die ITJ-Redaktion freut sich daher auf positive Meldungen aus der gesamten Logistikbranche.