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  • Gute Erreichbarkeit in Moldawien gegeben.

Von: Josef Müller


Artikel Nummer: 29701

Kleiner Hafen, grosse Stärke

Giurgiulesti in Moldawien ist ein Standort mit besonderem Charakter. Unser Korrespondent Josef Müller hatte hier in seinem letzten ITJ-Bericht 2014 noch 400 000 t Jahres-umschlag registriert. Jetzt ist die Millionengrenze erreicht. Auch das Hafenumfeld wächst.


 

 

Moldawien hat mit Giurgiulesti trotz seines kurzen, gerade mal 460 m langen Donauabschnitts einen kleinen, aber leistungs- fähigen Hafen, der mit Hochsee- wie Binnenschiffen leicht erreichbar ist und sich zu einem regionalen Logistik-Hub mit Ausstrahlung ins Hinterland entwickelt.

 

 

Vielseitig auf kleinem Raum

Hinter dem Hafen steht der Deutsche Thomas Moser als Initiator, Eigentümer und Betreiber. Das operative Geschäft läuft über die Danube Logistics Holding, als deren CEO Moser fungiert. Diese Holding hat ihren Sitz in Amsterdam. Moser steuert das Geschäft von Wien und vor Ort in einem Büro in Chisinau aus. Im Hafen an der Donau zeichnet seit Anfang 2019 Mathias von Tucher als Geschäftsführer verantwortlich. Der Hafen liegt nicht nur an der Donau, sondern auch auf 700 m am Pruth, einem Fluss, der aus dem moldawischen Hinterland kommend in die Donau mündet. Der Hafen liegt geografisch günstig 134 km landeinwärts vom Donaudelta, und ist sowohl mit Küstenmotor- als auch Binnenschiffen gut erreichbar. Für das wirtschaftlich nicht gerade starke Moldawien ein Segen: «Wir schlagen über unseren Hafen primär die Ex- und Importe für das Land um, ein Transitgeschäft haben wir nicht», erklärt Moser gegenüber dem ITJ.

 

Im Hafen können dank vorhandener Infrastruktur alle Arten von Gütern umgeschlagen werden. Ihn umgibt zudem ein 55 ha grosser Business Park, in dem verschiedene Unternehmen tätig sind. Auf weiteren 65 ha hat Moser die Option zur Fortentwicklung. Internationale Unternehmen, deren Niederlassung im Hafenbereich gewünscht ist, könnten sich jederzeit an Danube Logistics wenden, so Moser. Er hat sich die Bewirtschaftung der Fläche vom moldawischen Staat langfristig gesichert und bietet Miete oder Pacht an – mit eigens oder von Danube Logistics errichteten Betriebsanlagen. Moser: «Alles eine Frage der Absprache.»

 

 

Position erarbeitet

2005 hatte Moser den Aufbau gestartet, 2018 wurde die erste Mio. Tonnen Massengüter, Breakbulk, Stückgut und Container umgeschlagen. 12% mehr Ladung als im Vorjahr – eine Bilanz, die sich am Rande von Europa sehen lassen kann.

 

Es sind vor allem landwirtschaftliche Exportgüter, die von Moldawien in alle Welt hinausgehen, wie beispielsweise Getreide, Speiseöle oder Wein. Letzterer wird in Tankcontainern mit seegängigen Schiffen über das Schwarze Meer zum rumänischen Hafen Konstanza gebracht, wo die Ladung auf grössere Schiffe umgeschlagen wird. Gleiches gilt für den Import von Gütern nach Moldawien. Massengüter kommen aber auch mit Binnenschiffen von Konstanza über den Donau-Cernavoda-Kanal nach Giurgiulesti. Die internationale Automobilindustrie hat das Land längst entdeckt und lässt dort anspruchsvollere Komponenten fertigen.

 

Moldawien hat mit der EU ein Assoziierungsabkommen geschlossen, was dem Land erfreuliche wirtschaftliche Perspektiven in EU-Europa eröffnet. Einmal pro Woche bietet Danube Logistics von Giurgiulesti nach Konstanza einen Feeder-Service für Container über das Schwarze Meer an. Rund 6000 TEU kommen pro Jahr auf dieser Route zusammen. Tendenz weiter steigend.

 

Und das in einem Umfeld, wo die Nachbarhäfen Galati in Rumänien und Reni in der Ukraine durchaus ernsthafte Konkurrenten zu Giurgiulesti sind. Galati liegt nur 7 km von Giurgiulesti entfernt, Reni 8 km. Bis Braila ist die Donau maritim mit Küstenmotorschiffen befahrbar. 170 Mitarbeiter stehen derzeit im Hafen auf der Lohnliste, 450 sind es mit allen im Business Park präsenten Unternehmen. Ein Vorteil für den Hafen ist, dass er sowohl über die europäische Normalspur als auch über die russische Breitspur erreichbar ist. Allerdings spielt der Bahngüterverkehr vom und zum Hafen bislang keine grosse Rolle, weil die Bahninfrastruktur notleidend ist.    

 

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