News

  • Von Paris aus überblickt Laurent Le Baler v.a. das GSA-Geschäft.

22.05.2019 Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 27809

Platz für lokale Helden

Laurent Le Baler ist seit 20 Jahren in der Luftfracht tätig. Mittlerweile leitet er als Managing Director das operative Geschäft des von seinem Vater Denis Le Baler 1984 gegründeten Unternehmens Airnautic. ITJ-Redaktor Andreas Haug besuchte ihn in Paris.


Wer die im Komplex des Handlingunternehmens WFS liegenden Büros von Air­nautic am Flughafen Charles-de-Gaulle betritt, wird von Flugzeugmodellen und Plakaten begrüsst, die Airnautic als Spezialist für Afrika ausweisen. «Anderthalb Monate vor Ausbruch des Bürgerkriegs in Libyen war ich bei unserem damaligen Kunden Afriqiyah Airways in Tripolis, für den die Regierung grosse Pläne hatte», berichtet Laurent Le Baler. Inzwischen gebe es zwar wieder Nachfrage aus Libyen, gerade für pharmazeutische Produkte, aber als GSA findet für Airnautic das Geschäft v.a. von Vorderasien bis Ozeanien statt. Seit 20 Jahren ist man Agent für Air New Zealand, seit 15 für Uzbekistan Airways, seit 13 für Etihad Airways, den National Carrier der VAE, und seit sechs für Jet Airways aus Indien. «Unsere Partnerschaft mit Airbridge Cargo Airlines (ABC), die kürzlich ihren fünften wöchentlichen Flug zwischen Paris und Moskau gestartet hat und von dort nach Fernost fliegt, hat gerade ihren zehnten Jahrestag gefeiert», ergänzt Le Baler.

 

 

Zwei Kunden unter den Top Ten

2018 hat das Unternehmen mit mehr als 40 000 t Fracht auf Flügen der sechs von ihm betreuten Linien eine neue Bestmarke gesetzt. Dabei lagen gleich zwei Kunden, nämlich ABC als fünfter und Etihad als zehnter, unter den führenden in ganz Frankreich – «nicht schlecht für eine Firma, die vollkommen unabhängig agiert», findet Le Baler. «Es zeigt, dass in der Luftfracht auch kleinere Anbieter Platz haben, die sich mit Herzblut um ihre Kunden kümmern.»

 

Airnautic steht mit zwei Standbeinen auf dem Markt. Das GSA-Geschäft wird von fünf Standorten in Frankreich aus betrieben. Auf den Hauptsitz Saint-Louis, nahe des Flughafens Basel-Mulhouse, der vom jetzigen CEO Denis Le Baler gegründet wurde, folgten vor 25 Jahren Lyon und im Jahr 2000 das Büro Paris-CDG, das sein Sohn von zwei auf heute zwölf Mitarbeiter ausbaute. «Diese kümmern sich um die jeweilige Fluglinie, als wären sie ein Teil von ihr, bestehend aus Produktmanager, Kundendienst, Innendienst und Betrieb», erklärt Laurent Le Baler, der auf den gleichzeitigen Vorteil der Flexibilität eines GSA hinweist. Mit weiteren Niederlassungen in Nantes und Marseille ist man Anlaufstelle für regionale Spediteure und Verlader. Ausserhalb Frankreichs ist Airnautic SAS mit ihrer Schweizer Namensvetterin Airnautic AG zu gleichen Anteilen in Italien (Mailand-Malpensa und Venedig) tätig. Ganz unter eigener Regie gestalten die Franzosen ihr Engagement in Spanien (Madrid und Barcelona). Auf der Iberischen Halbinsel steht die nächste Expansion unmittelbar bevor, denn für ein neues Büro in Lissabon sichtet Le Baler momentan die eingegangenen Bewerbungen. Wenn es gut läuft und dieser Nischenmarkt Zuspruch findet, ist eine anschliessende Ausdehnung auf Porto denkbar.

 

 

Kleine Preise, grosse Projekte

Bei Airnautic laufe es gut, aber die Entwicklung der Lage in Paris, Frankreich, Europa und auf der Welt sei seit vier bis fünf Jahren immer schwieriger vorhersebar, meint der Managing Director. «Mein Eindruck ist, dass früher die Europäer die Enscheidungshoheit über die Kosten und die Wahl der Fluglinie hatten. Heute hat eher der Empfänger in Indien oder China das Sagen.» Und für den zähle ein niedriger Preis mehr als höhere Qualität.

 

Der verschärften Konkurrenzsituation setzt Airnautic seine langjährige Expertise und Innovationskraft entgegen. Auch Le Baler beobachtet und begleitet den Trend zum Transport von Gütern mit einer höheren Marge, wie z.B. pharmazeutische Produkte. Nachdem Paris, in dessen Umfeld viele Laboratorien angesiedelt sind, einen grossen Anteil an Kunden Richtung Benelux und Deutschland verloren hat, rechnet er mit einer Rückkehr des Geschäfts, wenn WFS im zweiten Halbjahr sein auf Pharmalogistik spezialisiertes Lager in Betrieb nimmt.

 

Eine Fokussierung erfährt auch das zweite Standbein von Airnautic, nämlich das Chartergeschäft. Zwar gebe es noch die ganz grossen und spektakulären Transporte von Industriegerät ab Europa, aber mit der Spezialisierung auf sensible Sendungen habe man ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Man sei behördlich zertifiziert und verfüge nun über Mitarbeiter mit Zusatzausbildungen für den Umgang mit gefährlichen Gütern und explosiven Gegenständen. «Solche Projekte», so Le Baler, «verlangen häufig eine Vorlaufzeit von bis zu einem Monat.» Luftfrachthelden brauchen also einen langen Atem.     

 

Mehr zum Thema