
Wandel der «Saudi Landbridge»
Es war der noch vielen Lesern gut bekannte Kollege Hansueli Hof, ausgewiesener Bahn-Experte, der in der ITJ-Ausgabe 23-24/2004 das Eisenbahn-Projekt «Saudi Landbridge» erstmals beschrieb. Auch wenn nicht alle Blütenträume gereift sind, bleibt die Grundidee bis heute unverändert – den bislang überschaubaren Bahngüterverkehr in Saudi-Arabien zu vervielfachen.
Investitionsvorhaben in die Schiene haben in diesen Tagen durchaus Konjunktur. Aktuell liegt der Schwerpunkt aber oftmals auf Hochgeschwindigkeitszügen für Passagiere, so wie im kalifornischen «Highspeed»-Projekt mit 68 Mrd. USD avisierter Investtiionssumme, dessen Bieterverfahren im Mai 2014 abgeschlossen sein soll.
Fracht auf die Schiene
2004 verband sich mit den Planungen der «Saudi Landbridge» eine ganz andere Erwartung. Das Grossprojekt sollte das «bestehende, rudimentäre Netz um Dammam und Riad» erweitern, vor allem aber eine landesweite Verbindung vom Roten Meer bis zum Arabischen Golf zwischen den Häfen Jeddah und Yanbu einerseits und den Agglomerationen Riad, Jubail, Mekka und Medina andererseits schaffen.
Damit einher ging der Plan, die bestehende Saudi Railways Organisation (SRO) zu privatisieren. Vor allem aber erwartete man dadurch eine Ausweitung der Frachtmenge im Schienenverkehr auf 13,4 Mio t. in einem ersten Schritt bis 2010. Nach einer zweiten Ausbauetappe sollten bis 2030 31,5 Mio. t Güter über die Schiene gehen.
Wettstreit im Bieterverfahren
An Investoren für das Projekt mangelte es nicht, aber das Verfahen zog sich in die Länge. Nach einer Vorentscheidung erhielt im April 2008 das Tarabot Konsortium, das saudischen Unternehmen und die australische Firma Asciano einschloss, die Konzession. Die folgende Abstimmung über die finanzielle Ausgestaltung scheiterte jedoch und 2011 liess die saudische Regierung verlauten, dass die Projekt unter staatlicher Ägide falle.
Ehrgeizige Pläne haben Bestand
Für die Landbridge würden 7 Mrd. USD aufgeworfen. Das ist nur eines von vielen Projekten des Wüstenstaats. Im «Agility Emerging Markets Logistics Index 2014» hat sich Saudi-Arabien aufgrund seiner Investitionen in die Infrastruktur jüngst von Rang 45 auf den dritten Platz als Markt für den Logistik- und Transportsektor katapultiert. Bis 2020 sind Investitionen in einer Höhe von 79 Mrd. USD in das Schienennetzes geplant.
Der «Saudi Landbridge» haben aber inzwischen die aktuelle Haramain-Hochgeschwindigkeitsstrecke, auch Westbahn genannt, die Mekka, Medina und Jeddah verbinden sollen, ebenso den Rang abgelaufen wie die 2400 km lange Nord-Süd-Verbindung von Jordanien bis Riad mit einer Abzweigung zu Verarbeitungsanlagen für Phosphat. Und die SRO befindet sich weiterhin fest in staatlichen Händen.