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  • Der E-Commerce liess 2020 die Kassen klingeln.

Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 35293

Letzte Meile als Schlüssel

Auf der E-Commerce-Welle surfen nicht nur die KEP-Anbieter. Auch klassische Speditionen setzen auf den wachsenden Markt – und versuchen, wie XPO Logistics nach einem schweren Jahr, in ausgesuchten Wachstumsfeldern zu punkten.




Den Einkaufsplattformen im Internet folgen als Pandemie-Gewinner die KEP-Anbieter auf dem Fuss. Dass auch im Jahr 2021 der Trend weitergehen wird, hat nach einer Accenture-Studie auch damit zu tun, dass 80% der Retailer mit dem Omnichannel-Prinzip diesen Versand- kanal begrüssen und bedienen. Zudem soll der B2C-Markt im E-Commerce in Nordamerika jährlich um 6%, in Westeuropa um 5%, aber 14% im asiatischen Raum wachsen. Wir überprüfen das Beispiel an einem Player im Nahen Osten.

 


Erfolgsstory mit Ausnahmen
Der in Dubai ansässige KEP-Anbieter Aramex hat seine Finanzergebnisse für 2020 kürzlich veröffentlicht. Der Jahresumsatz belief sich auf 5,51 Mrd. AED (1,49 Mrd. USD), was ein Anstieg von 9% gegenüber 2019 bedeutet. Die boomenden E-Commerce-Aktivitäten haben im Laufe des Jahres ihre Wirkung getan, und das weit über die eigenen Grenzen hinaus. So stieg das internationale Expressgeschäft von Aramex mit 2,6 Mrd. AED (702 Mio. USD) Umsatz um satte 10% gegenüber dem Vorjahr mit 2,4 Mrd. AED (650 Mio. USD).


Trotzdem – und das schlägt aus der Reihe – ging das Speditionsgeschäft von Aramex 2020 im Umsatz um 5% auf 1,1 Mrd. AED (297 Mio. USD) zurück, verglichen mit 1,2 Mrd. AED (324 Mio. USD) im Jahr 2019. Hier hinterliessen die geringere Nachfrage im Öl- und Gasgeschäft sowie im Einzelhandel ihre Spuren.


Interessante Ausnahmen innerhalb des Bereichs gab es aber auch hier. So legte im Laufe des Jahres 2020 das Geschäft mit Logistik- und Lieferkettenlösungen um 6% auf 375 Mio. AED (101 Mio. USD) gegenüber 355 Mio. AED (96 Mio. USD) im Jahr 2019 zu. Der Zuwachs war auf die florierenden Segmente Gesundheits- wesen und FMCG zurückzuführen. Doch wie haben multinationale Speditionen dagegen abgeschnitten?

 


Harte Zeiten und neue Bereiche
Bereits im Laufe des Jahres 2020 waren die zutage tretenden Herausforderungen für die Speditionen ausgemacht. Schon vor dem Jahresbeginn 2021 benannte z.B. Agility vier operative Risiken: die Kapazitäts-Engpässe vor allem in der Hochseeschifffahrt, die parallel zu den Lockdowns fluktuierende Nachfrage der Verbraucher, geographische Risiken wie z.B. den plötzlichen Wegfall der Werkbank China, sowie die schwierige Prognostik der Lagerbestandsführung weltweit.


Wie also kam 2020 ein atypischer Player der Branche hiermit zurecht? XPO Logistics mit Hauptsitz in Greenwich (USA) hat seinen Ruf. Der Konzern ist dafür bekannt, eher auf Zukäufe und Integration anderer Unternehmen zu setzen als auf organisches Wachstum – und rühmt sich hierin einer jahrzehntelangen erfolgreichen Praxis und Tradition. Das Gesamtjahr 2020 war dieser Strategie nicht günstig und das Ergebnis fiel mager aus. Das Unternehmen erzielte einen Umsatz von 16,25 Mrd. USD, ein Verlust gegenüber 2019 (-2,5%). Die Rendite traf es noch härter. Das Betriebsergebnis ging von 821 USD im Jahr 2019 (-52%) deutlich auf 391 Mio. USD zurück. Während der Umsatz im Transportsegment um 4,6% zurückging, stieg der Umsatz im Logistiksegment gegenüber 2019 um 1,5% auf 6,2 Mrd. USD. Aber auch in diesem Sektor ging das Betriebsergebnis um 41,9% auf 140 Mio. USD im Vergleich zu 241 Mio. USD im Jahr 2019 zurück.


Ein interessanter Randfaktor: Während die Logistik in der Region Nordamerika 4% Umsatz verlor, verzeichnete das Segment für Europa einen Umsatz von 3,8 Mrd. USD (+ 5,2%). Brad Jacobs, Vorsitzender und CEO, äusserte sich dennoch nicht zu den Gerüchten, dass XPO Logistics sein europäisches Geschäft verkaufen will. Hingegen reagierte man auf die Trends der Zeit. Seit September 2020 führt Eric Caldwell als Präsident die neu formierte «Last-mile division».


 XPO betreibt seit der Akquisition von 3PD 2013 das grösste Last-Mile-Angebot in den USA für schwere Güter wie Haushalts- und Trainingsgeräte oder Möbel. Man wickelt mehr als 10 Mio. Hauslieferungen und -installationen pro Jahr ab. Und obwohl schwere Güter bisher noch den kleineren Teil von Online-Bestellungen ausmachen, wird ihnen – nach einer Untersuchung von Fedex – künftig online das grösste Wachstumspotenzial in Nordamerika vorausgesagt.