
«Harzig» in Hongkong
Ein Jahr und ein paar Tage nach dem Übergang der Kontrolle über das südchinesische Territorium vom Vereinigten Königreich an die Volksrepublik China wurde «Chek Lap Kok» als der neue «Hong Kong International Airport» (HKG) in Betrieb genommen. Der moderne Flughafen ersetzte seinen berüchtigten Vorgänger «Kai Tak», stösst aber heute selbst an seine Grenzen.
«Mit der Landung der ersten Maschine, einer aus New York kommenden B747-400 von Cathay Pacific, ist am 6. Juli der neue Hongkonger Flughafen Chek Lap Kok (CLK) in Betrieb geggangen.» So kurz und präzise wie gewohnt schildert unser vor vier Jahren verstorbener (vgl. ITZ 07-08/2010, S. 11) und über die reinen Aviatik-Kreise hinaus bekannter und geschätzter Luftfahrtredaktor Rolf Sulser diesen Meilenstein des Transportwesens. Vorausgegangen waren mehrere Jahrzehnte waghalsiger Luftfahrtgeschichte, deren Bilder – wer hat nicht schon mehrstrahlige Maschinen knapp über den Wolkenkratzern von Kowloon beim Anflug auf Kai Tak gesehen? – in die Populärkultur Eingang gefunden haben.
Tatsächlich war auch James Bond dreimal im Einsatz seiner Majestät vor Ort, als Hongkong noch eine britische Kronkolonie war. Doch auf den 1. Juli 1997 lief der Pachtvertrag mit China aus, und da der Haushaltsüberschuss von Hongkong nicht ins Vereinigte Königreich ausgeführt werden durfte, investierten die Kolonialherren massiv – insgesamt rund 20 Mrd. USD – in die neue Anlage 30 km westlich des überfüllten Zentrums der Millionenmetropole. Sie legten damit den Grundstein dafür, dass die heutige Sonderverwaltungszone weiterhin ein Drehkreuz des asiatischen Flugverkehrs ist.
Doch der Übergang funktionierte weitaus weniger fliessend als gedacht. Zwar war das gesamte Inventar des Flughafens in der Nacht vor der Eröffnung in einem aus über 1000 Fahrzeugen bestehenden Konvoi erfolgreich zum neuen Standort gefahren und der ununterbrochene Flugverkehr somit sichergestellt worden. Doch «die Premiere war», wie Sulser bemerkt, «durch massive Probleme getrübt. Betroffen waren besonders die Fracht- aber auch die Gepäckabfertigung.» Die Betreiber hätten aber schnelle Abhilfe versprochen.
«Leider informiert die Flughafenbehörde auf ihrer bis anhin gut nachgeführten Homepage nicht über den aktuellsten Stand», beklagt sich Sulser zwar noch in der nächsten Ausgabe mit einem Link auf den Einzug des Internets. Aber der Güterfluss, der da noch als «knirschend in Gang» kommend bezeichnet wird, arbeitete Ende Juli immerhin «mit 30% seiner Normalkapazität». 2010 hat CLK Memphis (USA), die Basis des Expressdienstleisters Fedex, als weltgrössten Frachtflughafen abgelöst und letztes Jahr 4,162 Mio. t Luftfracht (1997: 1,7 Mio. t) abgewickelt. 2030 könnte es doppelt so viel sein, und es wird diskutiert, wie man dem Wachstum beikommen will. Ein Blick auf den Ausschnitt oben zeigt, dass die heutigen Wettbewerber (s. S. 15) damals schon ähnlich auftraten.