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  • Hendrik Falk, einer von sieben regionalen Frachtchefs der Fluglinie.

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 30262

Bunt und dynamisch

Als René Brechbuehl vor zwei Jahren in den Ruhestand ging (vgl. ITJ 43-44/2017, S. 22), hat Swiss World Cargo die Bearbeitung des gesamtamerikanischen Marktes neu aufgestellt. Für den Westen und Süden der USA sowie Lateinamerika ist Hendrik Falk zuständig. Den Weltenbummler mit fast 30 Jahren Erfahrung, davon fast die erste Hälfte bei Lufthansa Cargo, traf ITJ-Redaktor Andreas Haug in Miami.


 

 

Herr Falk, wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach zwei Jahren auf dem Posten aus?

Wir halten uns in dieser Region ganz gut und haben nur Volumenrückgänge im einstelligen Prozentbereich zu verkraften, wobei die Yields auf Vorjahresniveau blieben. Im Pharmabereich sind wir sogar gewachsen. Diese Zyklusresistenz freut uns bei Swiss natürlich besonders.

 

 

Sie sind viel in der Welt herumgekommen. Welche persönlich gesammelten Erfahrungen nutzen Ihnen nun am meisten?

Ich darf behaupten, schon in meinen jungen Jahren bei meinem ersten Arbeitgeber auf ein hohes Qualitätsniveau hingearbeitet zu haben. Das kommt mir bei Swiss World Cargo besonders zugute, weil sich diese Fluglinie einen gewissen Ruf in der Branche erarbeitet hat. Den gilt es gerade in meinem jetzigen Verkaufsgebiet zu wahren. Man sagt ja zurecht, dass die Luftfracht ein «people business» ist. Diese Aussage bedeutet in Lateinamerika aber mehr als sonstwo. Hier macht die langjährige Beziehungspflege besonders viel aus, und auf kleineren Märkten mit einem oder zwei grossen Verladern wird es respektiert, wenn wir einmal «nein» sagen, weil wir denken, wir können unseren Ansprüchen nicht gerecht werden.

 

 

Welche Märkte sind das?

Das Wirtschaftsgefüge in meinem Verkaufsgebiet ist sehr bunt. Die südlichen Gegenden werden von verderblichen Gütern geprägt und sind daher zyklische Märkte: ob Ananas aus der Dominikanischen Republik, die ganz besonders in Israel geschätzt werden, oder der sehr sensible Umgang mit Blumen aus Bogotá und Quito mit Transit über Miami, ob Mango, saisonal jetzt wieder Heidelbeeren und – ganz innovativ – die eigentlich asiatische Drachenfrucht aus Peru oder Obst und Gemüse aus Brasilien, ob Fisch aus Chile oder Fleisch aus Argentinien, auch koscher wieder nach Tel Aviv.

 

 

Rechnet man noch Wertgeschäft in Santiago oder Automotive in Brasilien hinzu, dann wird klar, was die Betreuung dieser Märkte spannend macht. Hinzu kommt die Komplexität von Interline-Anschlüssen mit Partnern: Wie zuverlässig sind diese? Wie passt das Timing über Miami oder São Paulo? Wie kann man in der Hochsaison die Preisbalance halten?

 

 

Welche Rolle spielt das Verkaufsgebiet innerhalb von Swiss World Cargo?

Von der Struktur her liegen zwei von sieben Verkaufsregionen unseres Unternehmens auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Die weiteren sind Fernost mit Sitz in Singapur, Indien/Nahost/Afrika (Mumbai), Deutschland/Nordeuropa (Frankfurt), Süd- und Westeuropa mit dem Vereinigten Königreich (Mailand) und die Schweiz. Da die Marktpreise in den USA niedriger als in Asien sind, liegen die beiden Verkaufsgebiete zusammen aber nur an zweiter Stelle.

 

 

Nach mehreren Jahren nimmt Swiss mit Osaka und Washington im Frühjahr wieder neue Langstrecken auf – was verspricht man sich von der US-Hauptstadt?

Also, mit unserer Ferienschwester Edelweiss haben wir in den letzten Jahren neue Destinationen wie Phuket, Ho-Chi-Minh-Stadt, Colombo oder jetzt erst Cancún [vgl. ITJ Daily, 04/12] angeschlossen. Es ist wahr: Washington wird wohl eher für die Passage interessant, aber an der nordamerikanischen Ostküste bis in die Industrieregion Ohio sowie in den Südstaaten werden sich auch für die Fracht neue und effektive Optionen ergeben.

 

 

Wie schlecht war das Luftfrachtjahr 2019 denn nun eigentlich wirklich?

Die Branche hatte zwei sehr gute Jahre hinter sich. Das dritte war nun in manchen Märkten eher negativ, bei uns halt nur leicht, aber von vielen Kunden höre ich auch, dass man diesen Negativismus jetzt nicht gleich übertreiben darf.

 

 

Ihr Gefühl für die weitere Entwicklung?

Bei den Perishables lässt sich der Anfang der Peakseason ganz gut an, was mich vorsichtig optimistisch stimmt, dass wir in den nächsten paar Monaten gut davonkommen. Auch im nördlichen Teilbereich sehe ich keine Verschlechterung, im Gegenteil: Seit Oktober hat das Geschäft wieder ein bisschen angezogen.

 

 

Was gibt noch Grund zu Optimismus?

Wir sprechen uns hier am richtigen Ort, denn Miami wird von unserer Flottenentwicklung profitieren, in deren Verlauf zwei neue B777 ankommen. In diesem Zuge wird Miami mehr Kapazität erhalten und schrittweise von A330 komplett auf die Triple Seven gepolt. Auch Tokio, ebenfalls ein sehr begehrter Markt, wird ab Februar mit B777 statt A330 bedient. Im März folgen dann die erwähnten neuen Ziele.

 

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