
Was hätte Malcom dazu gesagt?
Der Blick in unser Archiv verdeutlicht wieder einmal, dass sich die Geschichte gerne wiederholt. Bereits im Jahr 1980 sorgten Schiffe mit einer zunehmenden Kapazität sowie die Expansionspolitik von Containerlinien für Schlagzeilen. Das Konzept «too big to fail» ist seit 2008 wieder in aller Munde. Was kann die Branche heute daraus lernen?
Nein, wir haben uns nicht im Jahr geirrt, auch wenn das Thema eines Beitrags in unserer Zeitschrift aus dem Jahr 1980 aktueller kaum sein könnte. Es geht um die Schaffung einer sogenannten «Flotte von neuen Jumbo-Schiffen», die einen Dienst von Ost nach West gewährleisten sollen. Besorgt stellte unser Redaktor damals die Frage, ob der «amerikanische Tycoon Malcom McLean dem Gigantismus im Containerverkehr zur See zum Durchbruch verhelfen» wolle?
Über McLean, der als Erfinder des modernen Containers gilt und den multimodalen Verkehr somit revolutioniert hat, haben wir an dieser Stelle bereits zuvor berichtet (siehe ITJ 9-10/2014, S. 24). Dieser konkrete Fall bezog sich jedoch auf das Vorhaben, 14 neue Schiffe mit einer Kapazität von je 3900 Teu zu bestellen. Mit diesem Projekt wolle die United States Lines die «Jumboisierung» des Containerschiffs in Angriff nehmen, schrieben wir damals. Damit werde in der internationalen Linienschifffahrt eine neue Wettbewerbssituation geschaffen, so unsere Annahme, gegründet durch die Vision einer «kreativen Persönlichkeit». Diese Tatsache wird, damals wie heute, allerdings durchaus kritisch betrachtet. 1980 diskutierten wir, ob ein Unternehmen mit der Maxime «managment by genius» oder «management by teamwork» geführt werde. Bei einer Offensive wie der von McLean avisierten, müssten im Fall eines wirtschaftlichen Misserfolgs auch Banken Federn lassen. Das Schicksal grosser Unternehmungen verursache somit schliesslich auch volkswirtschaftliche Schäden und gehe nicht nur den Kapitalgeber an. Damals schlussfolgerten wir aus dieser Entwicklung, dass ein diversifizierter Grosskonzern, in dem nicht Grossbanken, sondern auch Vertreter der Arbeitnehmer mitreden, «genialen Einzelgängern» keinen unbeschränkten Freiraum lassen dürften. Insbesondere weil ein hoch entwickelter Instinkt für das Geschäft nicht immer mit einem Sinn für die soziale und politische Umwelt gepaart sei.
Der Leitsatz «too big to fail» drängt sich hier förmlich auf – die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise sind bekannt und in der Linienschifffahrt immer noch deutlich zu spüren. Sie haben der jüngsten Jumboisierung der Containerschifffahrt erneuten Antrieb gegeben. Mit einer Kapazität von ca. 18 000 Teu haben die neuen Leviathane jedoch eine andere Dimension erreicht.
Noch dazu: Mit der geplanten Allianz P3, die in den USA gerade grünes Licht erhalten hat, schliessen sich die drei Grössten des Marktes zusammen, das ist ein Novum. Wollen wir hoffen, dass das Top-Management der drei Linien bei ihrer Kooperation auf das Prinzip «Teamwork» setzen werden.