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  • Momentan weht der Panalpina-Stander noch alleine.

20.02.2019 Von: Marco Wölfli


Artikel Nummer: 26527

Traut sich die Braut?

Wie die Zukunft von Panalpina aussieht bleibt weiterhin offen. DSV bietet zwar nun 180 CHF pro Aktie in Bar, doch der Basler Logistiker führt auch Gespräche mit Agility aus Kuwait. Für Armin Schwolgin, Professor für Logistik, ist klar, dass ein Alleingang für Panalpina langfristig nur schwierig zu bewerkstelligen wäre.


 

Auch wenn der Frühling noch ein Stück entfernt ist, findet in der Logistikbranche bereits ein beeindruckender Balztanz statt. Objekt der Begierde ist der Schweizer Logistikkonzern Panalpina. Lange Zeit war das Traditionsunternehmen im Windschatten der Branchengrössen unterwegs, ohne durch Ausreisser nach oben oder unten aufzufallen. Während das Seegeschäft ein konstantes Sorgenkind war, hielt Panalpina in der Luft an der Spitze mit. Aktionäre monierten zwar,den schleppenden Aktienkurs, die Ernst-Göhner-Stiftung, die 46% an Panalpina hält, stützte jedoch stets die Geschäftsführung.

 

 

Stiftung legte Veto ein

Seit der dänische Logistiker DSV im Januar ein Übernahmeangebot unterbreitete, ist es bei Panalpina mit der Gemütlichkeit vorbei. DSV bot 170 CHF pro Aktie in Cash und DSV-Aktien, und damit mehr als die Panalpina-Aktie in den letzten fünf Jahren je wert war. Bei den Anlegern, die die Panalpina-Führung kritisierten, stiess das Angebot sicher auf Interesse, nicht so bei der Ernst-Göhner-Stiftung. Diese lehnte die Offerte ab und beschwor den Unabhängigkeitskurs des Unternehmens.

 

Doch diese Sicht scheint nicht absolut zu sein. Letzte Woche gab Panalpina bekannt, mit Agility Gespräche über einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu führen. Der Logistiker aus Kuwait tätigte in den letzten Jahren mehrere Übernahmen, doch die ganz expansive Phase schien vorbei. Vor einem Jahr sagte Essa Al-Saleh, CEO Global Integrated Logistics, gegenüber dem ITJ, dass der Kauf grosser Firmen nicht mehr im Fokus stehe (ITJ, 09-10/2018, S. 6).

 

Auf jeden Fall will DSV Panalpina dem Nebenbuhler aus dem Mittleren Osten nicht kampflos überlassen. Neu werden den Aktionären 180 CHF pro Aktie als reines Barangebot offeriert. Ob sich damit die Ernst-Göhner-Stiftung locken lässt, bleibt aber fraglich. Stiftungsrat Thomas Gutzwiller sagte gegenüber der Schweizer Wirtschaftszeitung Finanz und Wirtschaft, dass die eigene IT-Plattform ein starkes Asset von Panalpina sei und mittelfristig den Unternehmenswert erhöhen werde. Zudem sei es für den Werkplatz Schweiz besser, wenn Panalpina eigenständig bleibe.

 

 

Synergien sind entscheidend

Ob diese Gründe ausreichen, stellt Armin Schwolgin in Frage. Der Ökonom ist an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach als Professor für Logistik tätig und verfolgt Branchenentwicklungen seit vielen Jahren. «Man kann sich schon wünschen, dass Panalpina unabhängig bleibt, doch für einen Allrounder ist Panalpina zu klein. Man müsste sich auf eine Nische konzentrieren», sagt Schwolgin im Gespräch mit dem ITJ.Bei den grossen Logistikern, die global tätig sind, ist das Portfolio überall ähnlich. Im Falle einer Übernahme eines Konkurrenten berge das ein gewisses Risiko, sagt Schwolgin: «Grundsätzlich kauft man einfach Märkte und Mengen. Für den langfristigen Erfolg ist es daher wichtig, dass Synergien genutzt werden. Dies ist dann der anspruchsvolle Teil einer Übernahme.» Dies könnte auch ein Grund sein, weshalb Kühne + Nagel, bisher kein Interesse an Panalpina zeigte. Auch aus China gab es bisher keine Avancen. Dabei gehören chinesische Firmen meist zu den Interessenten, wenn sich in Europa grosse Transaktionen anbahnen. In der Logistikbranche ist dieser Trend bisher weniger ausgeprägt.

 

 

Kerry als potenzieller Interessent?

Für Schwolgin, der auch Gastprofessor an der chinesischen Beijing Wuzi Universität ist, gibt es dafür einen einfachen Grund: «Bisher stand einfach kein Grosser zur Verfügung.» Dazu komme, dass der chinesische Logistikmarkt anders funktioniere als der europäische. «Viele Unternehmen machen ihre Logistik selber, statt sie auszulagern.» Ganz ausschliessen will Schwolgin chinesisches Interesse an Panalpina aber nicht. Schliesslich gibt es mit Kerry Logistics aus Hong Kong einen grossen Namen, der global aktiv ist. «Für Kerry Logistics wäre Panalpina eine spannende Option, da man einen direkten Zugang in die Märkte Schweiz und Deutschland erhalten würde.»

 

Vorderhand bleibt es aber noch beim offiziellen Interesse von DSV und Agility. Wem Panalpina das Ja-Wort gibt, oder ob die Umworbene das Single-Dasein vorzieht, wird sich wohl erst im Frühling entscheiden.