
Auf Logistik setzen
Der Oman will bis 2040 Logistik-Drehscheibe zwischen Asien und den Staaten auf der arabischen Halbinsel werden. Mit hohen Investitionen werden Häfen, Flughäfen, Strassen und ein Bahnnetz buchstäblich aus dem Sand gestampft.
Das Sultanat Oman, an der südöstlichsten Spitze der Arabischen Halbinsel gelegen, lebt vom Export von Gas und Öl. Doch das Land bereitet sich hierin auf eine sinkende Nachfrage vor. Diversifikation ist angesagt und dabei steht die Logistik als potenzieller neuer Wirtschaftszweig in diesem gerade mal 3 Mio. Einwohner zählenden Land im Mittelpunkt, wie Peter Young, Koordinator und Berater des omanischen Verkehrsministers Ahmed Mohammed Salem Al-Futaisi im Gespräch mit dem ITJ in Muskat erläutert. Young logiert im Verkehrsministerium der Hauptstadt Muskat, das wie ein Fünf-Stern-Luxushotel anmutet, mit grandiosem Blick auf den Indischen Ozean.
Grosse Pläne bis 2040
Young hat ein 100 Seiten starkes Buch mit dem Titel «Sultanate of Oman Logistics Strategy 2040» (SOL) vor sich liegen. «Die logistische Bedeutung des Oman als modernes und zugleich konservatives Land liegt in der regionalen und internationalen Vernetzung begründet», betont er. Logistik soll ein neuer Wirtschaftszweig von internationalem Format werden, zugleich sollen 30 000 neue Jobs entstehen. Zollfreihandels- und Industrie- zonen im Umfeld der grossen Häfen des Landes entlang der mehr als 2000 km langen Küste sind geplant. Ein Beispiel dafür ist der Hafen Sohar, 250 km nördlich von Muskat. Als Tiefwasserhafen konzipiert, legen hier schon grosse Containerschiffe der bekannten Reedereien an. Im Vorjahr wurden 41 Mio. t Güter und 331 000 Teu umgeschlagen. Der neue von Hutchison Port Holding (HPH) betriebene Terminal hat noch Reserven für bis 1,5 Mio. Teu pro Jahr. Internationale Firmen anzuziehen, gehört auch zur SOL-Strategie in den südlichen Häfen wie Duqm oder Salalah.
Neue Häfen im Süden
Der Hafen Duqm wurde in den vergangenen Jahren mit einer Industriezone förmlich aus dem Sand gestampft. Es wurden bereits 4,7 Mrd. USD investiert, weitere 5 Mrd. USD folgen bis 2020. Bis 2019 soll der Hafen in Betrieb sein – mit der Kapazität von 7 Mio. Teu pro Jahr. Seit 2014 gibt es auch einen neuen Flughafen. Der nationale Carrier Oman Air bietet Linienflüge zwischen Muskat und Duqm am. Im Hafen ist der Antwerpener Hafen engagiert, in Sohar mischt die Rotterdamer Hafenverwaltung mit. «Wir wollen in der Logistik Weltklasse-Standards und orientieren uns dabei an Deutschland und den Niederlanden», so Young.
Mehr als 1000 km von Muskat und 260 km von der Grenze zum Jemen entfernt liegt die Hafenstadt Salalah, der seit 2006 eine Freihandelszone hat. Es gibt bis 2028 konkrete Expansionspläne für die Ansiedelung von Logistik, Handel und Industrie. Bis dahin werden 15 Mrd. USD investiert. In der Freihandelszone Al Mazyunah will das Land den Austausch mit dem Jemen forcieren.
Eisenbahnnetz für die ganze Region
Mit weltweit grossem Interesse wird das Projekt eines beinahe 5000 km langen Eisenbahnnetzes verfolgt, das Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, die VAE und Oman in den kommenden Jahren in den Wüstensand legen wollen. Mit 2000 km Strecke sollen im Oman über zwei Nord-Süd-Magistralen alle Häfen sowie Städte und die Industrie- und Zollfreizonen im Hinterland an das Netz angebunden – auch für die Nachbarstaaten. Die Fäden laufen bei Oman Rail zusammen, der im Jahr 2014 gegründeten omanischen Eisenbahngesellschaft.