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Von: Christian Doepgen


Artikel Nummer: 42338

ITZ 41-42/2022


Liebe Leser, liebe Leserinnen

Bringen es Analysten und Spekulanten an den Tag, während die Logistikbranche sich noch in boomender Sicherheit wiegt, die Verlader wegen mangelnder Dienstleistungen die Hände ringen und der Endkunde im Dämmerschlaf verharrt? Fedex hat mit seiner kürzlichen Gewinnwarnung, die eine Einbusse von 500 Mio. USD unter Forecast in 2022 erwartet, mit der Beschwörung einer Rezession bzw. faktisch auf globaler Ebene sinkender Frachtvolumina begleitet.

Auf gewisse Schlüsselreize kann sich ein börsennotiertes Unternehmen verlassen wie der Arzt auf Hammer und Kniescheibenreflex – die von Berufs wegen nervösen Jungs an der Wall Street schickten die Papiere des S&P 500-Werts um knapp 21% auf Talfahrt. Auch die Kollateralschäden an den Börsen sind beachtlich, denn die Aktien der bislang grössten Profiteure des Logistik-Booms wie Maersk, Kühne + Nagel und Hapag-Lloyd verloren hochprozentig an Wert.

Der interimistische Untergang der Weltwirtschaft hat im 21. Jahrhundert immer mit solchen Startsignalen begonnen. Am 18. März 2000 läutet das plötzliche Ende der europäischen Fashion-Plattform Boo.com weltweit das Ende der ersten Internet-Revolution ein, ab dem 15. September 2008 verwandelte die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers die globalen Finanzflüsse zu Rinnsalen. Wird nun der 16. September 2022 ein ähnliches Stichdatum werden? Sie können mich später gern zitieren: Ich glaube es nicht.

Dabei rede ich weniger denen das Wort, die von den üblichen Abkühlungen überhitzter Märkte und der Normalisierung der Nachfrage nach zwei Jahren Ausnahmezustand sprechen, noch denen, die das Ereignis als eine vorübergehende Untiefe in dem ansonsten gemächlichen Fluss der Entwicklungen halten.

Vielmehr bin ich der Meinung, dass die Stunde derjenigen gekommen ist, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Skala reicht von der Produktionsplanung der Verlader über die Kapazitätsentwicklung der Logistikbranche bis hin zur Ausgabendisziplin des Konsumenten. Zuletzt haben wir es in wie kleinem Mass auch immer alle in der Hand, wie weit der Domino-Effekt einer Eskalation greift. Es zählt einmal mehr der Faktor Mensch.

Die Branche steht ohnehin nicht still, und zu vielen Trends im Markt, gerade im grünen Transport, finden Sie in dieser Ausgabe des ITJ gelungene Beispiele. Über die wichtige Entwicklungen auf deutschem Boden, auf Wasser, Luft und Schiene, können Sie sich ebenso informieren wie über den stetig wichtigeren Bereich Cool Chain.

Viel Spass bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr
Christian Doepgen
Chefredaktor


 

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