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  • Foto: Strike Aviation

Von: Andreas Haug


Artikel Nummer: 43572

Branche braucht einen langen Atem

GSSA erwartet Aufschwung für die Luftfracht im zweiten Jahresviertel oder im zweiten Halbjahr. Nach einer Hochsaison, die keine war, blickt die Luftfracht ungewiss in die Zukunft. Andrius Antanaitis, der bei Strike Aviation für die Geschäftsentwicklung in Europa verantwortlich ist, denkt zwar, dass die Branche auch holprig ins neue Jahr startet, fürchtet aber keine lang anhaltende Krise. Auch die Tiaca geht davon aus, dass der Bedarf an Luftfrachtsendungen mit steigender Konsumlaune zurückkehrt.



Das Jahr 2022 begann furios und endete ungewöhnlich. «Wurden anfangs Rekorde gebrochen, gab es aufgrund des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise grosse wirtschaftliche Erschütterungen, die schwerwiegende Auswirkungen auf den gesamten Weltmarkt hatten», fasst Andrius Antanaitis zusammen.

Im Kontext heisst das: «Während der Covid-19-Pandemie gab es bereits erhebliche Veränderungen auf dem Markt, aber 2022 brachte noch mehr unerwartete Herausforderungen. Das ganze Jahr war schwierig, und am Ende ist die Luftfrachtbranche gewissermassen auf die Bremse getreten.»

Als grösste Bremsklötze nennt der Litauer, der seit 2009 beim weltweit tätigen GSSA Strike Aviation wirkt, die infolge der Sperrung des russischen Luftraums verlängerten Routen zwischen Europa und Asien, Verzögerungen bei der Aufhebung von Covid-19-Beschränkungen in mehreren Märkten, insbesondere in China, und die für die Branche ebenfalls ungünstige Parität zwischen EUR und USD.

Bei Strike selber lag der Umsatz im Dezember 2022 um 30% unter dem des Vorjahresmonats. Das war verschmerzbar, hatte er doch im Laufe des Jahres um ca. 20% zugelegt, z.T. aufgrund des inflationsbedingten Preisanstiegs. Das von dem GSSA vermittelte Frachtvolumen bewegte sich in der Grösse des Vorjahres.

GSSA tritt aufs Gaspedal und biegt ab

Trotz der derzeit beobachteten Verlangsamung des Luftfrachtgeschäfts will Antanaitis nichts von einer grösseren Krise wissen. «Auch wenn sich das Wachstum verlangsamt, können wir Geschäftsprozesse ausgleichen, falls die Gesamtfracht konstant bleibt», meint der Manager.

In diesem Sinne setzt Strike auf Verträge wie etwa den im November mit der US-Frachtfluggesellschaft Amerijet International abgeschlossenen. «Diese Partnerschaft wird es uns ermöglichen, einen Teil unserer Verluste in Europa anderweitig aufzufangen.» Darüber hinaus hat die deutsche Landesgesellschaft mit der Vermarktung von Kapazität zwischen Belgien und Indien begonnen, «was eine neue vielversprechende Nische darstellt», so Antanaitis.

Ausserdem hofft er, dass es im Frühjahr gelingen wird, die Inflationsprozesse in Europa unter Kontrolle zu bringen, die die Preisentscheidungen in der Wirtschaft massgeblich beeinflussen. «Im zweiten Quartal rechnen wir mit positiven Veränderungen, sofern keine unvorhergesehenen wirtschaftlichen Probleme auftreten.» Jedenfalls sei Strike auf diese Verlangsamung «recht gut vorbereitet».

Derweil rechnet auch der Weltluftfrachtverband mit einer Wiederbelebung der Nachfrage, die sich in der zweiten Jahreshälfte positiv auf die Branche auswirken wird.

Hohe Inflation, Zinssätze und Energiekosten sowie die Sorge um die Sicherheit der Arbeitsplätze hätten die Akteure zu Zurückhaltung gemahnt und den Spielraum für Ausgaben geschmälert, hielt die Tiaca in ihrem Ausblick für 2023 fest. «Die aktuelle Situation ist jedoch vorübergehend», meint der Verband, der die Luftfrachtindustrie «strukturell gut aufgestellt» einschätzt. Deshalb geht er in der zweiten Hälfte des Jahres von einer Belebung der Nachfrage aus.


 

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